Berlin (epd). Der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Ottmar Edenhofer, bezweifelt das Einhalten der Finanzaussagen der UN-Klimakonferenz von Baku. Er rechne nicht damit, dass die 300 Milliarden US-Dollar für Klimahilfen tatsächlich jährlich fließen, sagte Edenhofer am Montag im „Morgenmagazin“ des ZDF. Statt neue Finanzquellen zu erschließen, seien lediglich öffentliche und private Gelder zusammengezählt und „jede Menge Buchungstricks“ angewendet worden.
Der Gipfel war in der Nacht zum Sonntag in der aserbaidschanischen Hauptstadt zu Ende gegangen. Im Kern sieht das bis zuletzt heftig umstrittene Abschlussdokument vor, die für arme Länder vorgesehene Summe für Klimaschutz und Anpassung von derzeit 100 Milliarden US-Dollar bis 2035 auf jährlich mindestens 300 Milliarden Dollar anzuheben. Maßgeblich dafür verantwortlich sollen die Industrieländer sein. Einige Entwicklungsländer äußerten scharfe Kritik an dem Beschluss. Auch Hilfsorganisationen reagierten enttäuscht.
Laut Edenhofer reicht es nicht aus, lediglich finanzielle Absichtserklärungen abzugeben. „Wir können nicht einfach Konferenzen veranstalten, in denen wohlfeile Ziele formuliert werden“, sagte der Ökonom. Es müsse auch gesagt werden, wie das Geld zusammenkommen soll.
Unter anderem sei es möglich, allein mit einer Besteuerung des internationalen Flugverkehrs jährlich 100 Milliarden US-Dollar zusätzlich zur Verfügung zu stellen. Für Steuern auf Öl und Gas bezifferte Edenhofer die möglichen Einnahmen auf 300 Milliarden US-Dollar pro Jahr zusätzlich.
Das Konferenzergebnis von Baku wertete Edenhofer als unzureichend. Bestenfalls sei „ein diplomatisches Desaster verhindert worden“.