Potsdam (epd). Die Klimakrise spitzt sich nach Einschätzung des Experten Johan Rockström vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung immer weiter zu. Es gebe „immer mehr Risse in der Belastbarkeit des Erdsystems“, sagte der Direktor des Instituts den „Potsdamer Neuesten Nachrichten“ (Dienstag). Es gebe erste Anzeichen, dass der Planet die Fähigkeit, Kohlendioxid-Emissionen aus der Atmosphäre wieder herauszuholen und zu absorbieren, verlieren könnte. Ein Kurswechsel hin zu einer nachhaltigen Zukunft sei jedoch noch möglich.
„Es ist ein erstes beunruhigendes Zeichen“, sagte Rockström. Ob es sich um ein vorübergehendes Phänomen, einen Wendepunkt oder einen unumkehrbaren Trend handele, sei noch unklar. Eine aktuelle Studie zeige, dass Vegetation und Böden 2023 fast kein Kohlendioxid mehr aufgenommen hätten. Normalerweise wären dort in dem Zeitraum etwa zehn Milliarden Tonnen CO2 aufgenommen worden. Warum dies geschehen sei und ob sich dies fortsetzen werde, sei offen.
„Wir gehen davon aus, dass die extremen Bedingungen 2023 vorübergehender Natur waren“, sagte Rockström: „Die Kapazität der Puffer sollte sich wieder erholen, wahrscheinlich aber nicht auf das Niveau der 1970er Jahre.“ Grund dafür seien unter anderem die zunehmende Entwaldung und die Zunahme extremer Wetterereignisse, die die Widerstandsfähigkeit der Böden verringerten.
Die Erde verliere durch Abholzung, Entwässerung, Verlust der Artenvielfalt und weitere Faktoren an Widerstandskraft, sagte Rockström: „Wir bewegen uns aus dem sicheren Bereich der planetaren Grenzen hinaus.“