Wiesbaden (epd). Die Zahl der in Heimen und Pflegefamilien betreuten jungen Menschen ist gestiegen. Wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden mitteilte, wurden im vergangenen Jahr in Deutschland rund 128.000 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in einem Heim und weitere rund 87.000 in einer Pflegefamilie betreut. Damit wuchsen etwa 215.000 junge Menschen zumindest zeitweise außerhalb der eigenen Familie auf. Das waren rund 7.500 oder vier Prozent mehr als im Jahr zuvor.
Damit ist die Zahl erstmals seit 2017 wieder gestiegen, nachdem sie zwischen 2018 und 2022 um zusammen rund 33.000 Fälle zurückgegangen war. Der Anstieg ist laut der Statistikbehörde fast ausschließlich auf unbegleitet eingereiste Minderjährige zurückzuführen, die verstärkt in Heimen, betreuten Wohnformen oder Pflegefamilien untergebracht werden. Lässt man diese Fälle unberücksichtigt, lag das Plus von 2022 auf 2023 bei nur 0,1 Prozent.
Insgesamt wurden 2023 rund 20.500 junge Menschen nach einer Inobhutnahme nach unbegleiteter Einreise in einem Heim oder einer Pflegefamilie betreut. Das waren zehn Prozent aller Fälle und rund 7.400 mehr als im Vorjahr, als der Anteil bei sechs Prozent gelegen hatte.
Für die betroffenen jungen Menschen endete die Betreuung außerhalb der eigenen Familie durchschnittlich nach 2,4 Jahren. Während die Unterbringung in einem Heim im Schnitt 1,8 Jahre dauerte, waren es in einer Pflegefamilie 4,2 Jahre. Insgesamt wuchsen etwas mehr Jungen (55 Prozent) als Mädchen (45 Prozent) außerhalb der eigenen Familie auf.
60.900 junge Menschen wurden im vergangenen Jahr neu in einem Heim oder einer Pflegefamilie untergebracht. Häufigster Grund (30 Prozent) war, dass die Betroffenen etwa durch eine unbegleitete Einreise oder die Erkrankung eines Elternteils auf sich allein gestellt waren. Mit Abstand an zweiter Stelle stand die Gefährdung des Kindeswohls durch Vernachlässigung, körperliche Misshandlung, psychische Misshandlung oder sexuelle Gewalt (15 Prozent). Dritthäufigster Grund für eine neue Unterbringung war die eingeschränkte Erziehungskompetenz der Eltern (zwölf Prozent).