Diakonie: Zeit der Notlösungen ist vorbei

Pflegerin mit Seniorin im Altenheim
epd-bild/Tim Wegner
Gründe für die Kostensteigerung sind Lohnerhöhungen für das Pflegepersonal und eine Verdopplung der durchschnittlichen Pflegedauer auf 7,5 Jahre.
Barmer-Pflegereport erschienen
Diakonie: Zeit der Notlösungen ist vorbei
Die Pflege wird sich weiter verteuern. Dem am Montag in Berlin vorgestellten Barmer-Pflegereport 2024 zufolge liegen die Ausgaben für die aktuell pflegebedürftigen Menschen um 50 Prozent über denen für kürzlich Verstorbene. Für die Diakonie Deutschland ist das untragbar. Diakonie Deutschland: "Die Zeit der Notlösungen muss vorbei sein. Die großen Herausforderungen in der Pflege können nur mit einer umfassenden Pflegereform bewältigt werden.

"Die Zeit der Notlösungen muss vorbei sein. Die großen Herausforderungen in der Pflege können nur mit einer umfassenden Pflegereform bewältigt werden", erklärt Maria Loheide, Sozialvorständin der Diakonie Deutschland, anlässlich des am Montag in Berlin vorgestellten Barmer-Pflegereports 2024. "Wir erwarten vom Bund, dass die Pflegeversicherung zu einer Vollversicherung ausgebaut wird, in der Pflegebedürftige einen kalkulierbaren Eigenanteil leisten müssen", so Loheide weiter.

Die Kosten für die Pflege drohen dem neuen Pflegereport der Barmer Krankenversicherung zufolge zu steigen. Gründe sind dem Report zufolge Leistungsausweitungen, Lohnerhöhungen für das Pflegepersonal und eine Verdopplung der durchschnittlichen Pflegedauer auf 7,5 Jahre. Die Bremer Pflegeforscher Heinz Rothgang und Rolf Müller haben auf der Datenbasis der Barmer-Versicherten errechnet, dass kürzlich Verstorbene im Durchschnitt 50.000 Euro aus der Pflegeversicherung erhalten haben.

Für die aktuell Pflegebedürftigen müssen die Pflegekassen hingegen durchschnittlich mindestens 76.000 Euro ausgeben. Die Berechnungen beruhen auf den Preisen für Pflegeleistungen im Jahr 2023. Ein weiterer Kostenfaktor sind die Löhne für Pflegekräfte, die laut Report in den vergangenen acht Jahren doppelt so stark gestiegen sind wie in der übrigen Wirtschaft. Pflegeeinrichtungen müssen zudem seit Herbst 2022 Tariflöhne oder Löhne in ortsüblicher Höhe zahlen.

"Es wird höchste Zeit, dass eine Flexibilisierung der Leistungen und eine sektorübergreifende Versorgung möglich wird, bei der auch die Unterstützung der pflegenden Zu- und Angehörigen und die Zivilgesellschaft stärker in den Blick genommen wird", so die Sozialvorständin der Diakonie Deutschland, Loheide. "Wir brauchen ein tragfähiges Konzept, wenn Pflegebedürftige auch in Zukunft gut versorgt werden sollen. Deshalb fordern wir die Bundestagsparteien auf, die Pflege als zentrales Vorhaben in ihren Wahlprogrammen zu verankern und in Regierungsverantwortung umzusetzen." 


 
Darüber hinaus hat die Diakonie gemeinsam mit weiteren Verbänden und Gewerkschaften die Petition "Mach Dich #StarkFuerPflege!" ins Leben gerufen, die die Bundestagsparteien auffordert, die Pflegereform als zentrales Vorhaben in ihren Wahlprogrammen zu verankern und in Regierungsverantwortung umzusetzen. Um die Pflegeversicherung kurzfristig zahlungsfähig zu halten, hat die Bundesregierung noch nach dem Bruch der Ampel-Koalition den Beitrag für 2025 um 0,2 Prozentpunkte auf 3,6 Prozent des Bruttoeinkommens erhöht.