Berlin (epd). Der Wohlstand der Reichen in den führenden Industrie- und Schwellenländern (G-20) hat laut einer Analyse von Oxfam in den vergangenen zwei Jahrzehnten deutlich zugenommen. Das Vermögen des reichsten Prozents der Bevölkerung in den G-20-Ländern sei um fast 150 Prozent auf 68,7 Billionen US-Dollar gestiegen, heißt es in einer am Freitag veröffentlichten Untersuchung der Entwicklungsorganisation. Das reichste Prozent in den G-20-Ländern besitzt demnach 31 Prozent des gesamten Vermögens, die ärmere Hälfte der Bevölkerung lediglich fünf Prozent.
Mit Blick auf den G-20-Gipfel am Montag und Dienstag in Rio de Janeiro forderte Oxfam von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und den anderen Staats- und Regierungschefs, sich klar für die von der brasilianischen G-20-Präsidentschaft vorgeschlagene Besteuerung Superreicher auszusprechen. „Die weltweit zunehmende Ungleichheit und der immer stärker werdende Einfluss von Superreichen auf Wirtschaft und Politik sind eine Gefahr für die Demokratie und verhindern eine effektivere Armutsbekämpfung“, sagte Tobias Hauschild von Oxfam. In Zeiten steigender Investitionsbedarfe und zunehmender politischer Verteilungskonflikte müssten die Superreichen in die Verantwortung genommen werden.
Die G-20-Länder, in denen das reichste Prozent den größten Anteil am Gesamtvermögen hat, sind laut der Analyse Brasilien mit 48 Prozent, Südafrika mit 42 Prozent und Argentinien mit 40 Prozent. In Deutschland verfügt das reichste Prozent den Angaben zufolge über rund 30 Prozent des Gesamtvermögens im Land. Das sei nach den USA der höchste Wert unter den etablierten Industrienationen. Zur G-20 gehören die 19 führenden Industrie- und Schwellenländer sowie die Europäische Union.