Berlin (epd). Vor dem Winter warnt das Deutsche Rote Kreuz (DRK) vor einem Kollaps der Energieversorgung in der Ukraine. „Die Infrastruktur ist extrem fragil geworden“, sagte der Leiter der Internationalen Zusammenarbeit, Christof Johnen, am Mittwoch in Berlin. Es sei die größte Sorge der Menschen, dass die Energie-Infrastruktur bei verstärkten russischen Angriffen nicht mehr mit Notreparaturen instand gesetzt werden könne. Ein Zusammenbruch hätte auch erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung, die von der Energie abhängig sei.
Das Ukrainische Rote Kreuz (URK) unterstützt mithilfe seiner internationalen Partner die Menschen vor Ort mit Stromgeneratoren, mobilen Heizkesseln, aber auch Bargeld. Diese Bargeldauszahlungen seien besonders vor dem Winter wichtig, weil die Menschen jetzt ihr Holz zum Heizen kaufen, sagte die Leiterin der Task Force Ukraine, Isabelle Asfahani. Der Winter werde vor allem für Menschen in den ländlichen Gebieten „sehr kalt und hart“.
Johnen betonte, dass die Hilfsorganisationen ihr Augenmerk nicht nur auf die Menschen legen, die unmittelbar an der Frontlinie leben, sondern auch auf die besonders verletzlichen Gruppen im ganzen Land wie Binnenvertriebene oder ältere Menschen. Rund 40 Prozent der ukrainischen Bevölkerung sind auf humanitäre Hilfe angewiesen.
Viele Menschen, die derzeit evakuiert werden, gehörten zu „den Ärmsten der Armen“, sagte Johnen, der gerade selbst in der Ukraine war. Er habe eine große Müdigkeit und Erschöpfung bei den Ukrainerinnen und Ukrainern wahrgenommen. Viele hätten ihm gesagt, alles, was sie wollten, sei „Hauptsache Frieden, Hauptsache Ruhe“.
Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine leistet das DRK gemeinsam mit dem Ukrainischen Roten Kreuz Unterstützung für bedürftige Menschen. Zurzeit sind 17 humanitäre Helfer des DRK in der Ukraine im Einsatz. Die Hilfsorganisation versorgt die Menschen mit Hilfsgütern, finanzieller Unterstützung, Fachpersonal und Ausrüstung - insbesondere im Gesundheitsbereich, in der häuslichen Pflege und im Katastrophenschutz. Die Hilfe wird durch Spenden und Mittel des Auswärtigen Amtes finanziert.