Gespräche um umstrittene Hakenkreuz-Glocke wieder aufgenommen

Gespräche um umstrittene Hakenkreuz-Glocke wieder aufgenommen

Celle (epd). In der bereits vor Jahren aufgebrandeten Auseinandersetzung um den Umgang mit einer Hakenkreuz-Kirchenglocke aus der NS-Zeit in Faßberg bei Celle zeichnet sich eine Lösung ab. Die evangelische Kirche im niedersächsischen Faßberg solle ein „Denkort“ werden, sagte die Lüneburger Regionalbischöfin Marianne Gorka am Dienstag: „Der Glocke kommt dabei eine besondere symbolische Rolle zu.“

Zuvor hatte auf ihre Initiative hin eine Gruppe aus Vertreterinnen und Vertretern der Kirche, der örtlichen Politik, der Geschichtswerkstatt Faßberg sowie aus der Wissenschaft nach fünf Jahren die Beratungen zum Umgang mit der Glocke wieder aufgenommen. Die Hakenkreuz-Glocke wurde seit 2019 auf dem Dachboden verwahrt, nachdem sie abgehängt und durch eine neue Glocke ersetzt worden war.

Die umstrittene alte Glocke ist mit zwei Hakenkreuzen und einem Adler der Luftwaffe versehen. Sie stammt aus der Gründungszeit der heutigen Michaelkirche, die 1938 als Militärkirche für die deutsche Luftwaffe errichtet worden war. Es handelt sich laut den Angaben vermutlich um die einzige Kirche, deren Bau in der NS-Zeit vom Staat in Auftrag gegeben und finanziert wurde. Auch habe wohl sonst nirgendwo eine Kirchenglocke mit dem Hoheitszeichen der Luftwaffe existiert.

Aus Sicht des Initiativkreises ist die Auseinandersetzung mit dieser Geschichte eine wichtige Grundlage für die Entwicklung des künftigen Gedenkortes. Dieser solle an die Verbrechen des NS-Regimes erinnern und zur kritischen Reflexion über die Rolle der Kirche in dieser Zeit anregen.

Die Hakenkreuze auf der Stahlglocke wurden 2017 bei Nachforschungen der hannoverschen Landeskirche entdeckt. In der Folge entbrannte ein Streit um den richtigen Umgang mit dem historischen Zeugnis. Im Herbst 2019 tauschte die Gemeinde die Glocke gegen eine neue aus, die mit einem schlichten christlichen Kreuz verziert ist.