Frankfurt a.M., Ouagadougou (epd). Die Menschenrechtsorganisation „Human Rights Watch“ hat die Militärregierung von Burkina Faso zum Schutz der Zivilbevölkerung aufgefordert. Die Menschen dürften nicht zu Arbeitseinsätzen für die Armee gezwungen werden, weil sie dies zusätzlich gefährde, forderte die Organisation bei der Veröffentlichung eines Berichts am Dienstag. Darin arbeiten die Autoren die Ereignisse rund um das Massaker vom 24. August in der Stadt Barsalogho auf, bei dem mindestens 133 Menschen von Islamisten getötet wurden.
Bei den Opfern handelte es sich größtenteils um Zivilistinnen und Zivilisten, die kurz vor dem Angriff gezwungen worden waren, Gräben auszuheben, um die in der Stadt angesiedelte Militärbasis zu schützen. Hunderte Kämpfer des Ablegers der Terrororganisation Al-Kaida im Sahel, JNIM, hatten die Stadt auf Motorrädern überfallen und wahllos auf die Menschen gefeuert. Laut dem Kollektiv „Gerechtigkeit für Barsalogho“, das von Anwohnern nach dem Angriff gegründet wurde, wurden bis zu 400 Menschen getötet.
Das Massaker sei ein Beispiel für die Gräueltaten islamistischer bewaffneter Gruppen an Zivilisten, die wiederum von der Regierung unnötig in Gefahr gebracht würden, erklärte Human Rights Watch. Es sei dringend notwendig, die Massentötungen gründlich zu untersuchen, die Verantwortlichen vor Gericht zu stellen und die Menschen vor Ort angemessen medizinisch zu versorgen.
Die Militärregierung von Burkina Faso setzt seit der Machtübernahme von Ibrahim Traoré durch einen Staatsstreich im September 2022 verstärkt Zivilistinnen und Zivilisten für ihre Zwecke ein. Sogenannte „Freiwillige für die Verteidigung des Vaterlandes“ (VDP) sollen auf lokaler Ebene den Kampf gegen islamistische bewaffnete Gruppen verstärken. Dies führt jedoch immer wieder zu Angriffen von Terrorgruppen auf die Zivilbevölkerung.
JNIM sowie die Terrororganisation „Islamischer Staat in der Großsahara“ ISGS kontrollieren weite Teile Burkina Fasos, bekämpfen sich aber auch gegenseitig. Laut der gemeinnützigen Organisation Armed Conflict Location & Event Data (ACLED) wurden in dem Konflikt seit 2016 über 26.000 Menschen getötet, davon etwa 15.500 seit dem Militärputsch im September 2022 und über 6.000 seit Januar 2024.