Frankfurt a.M. (epd). Angesichts der humanitären Krise im Sudan fordert das UN-Welternährungsprogramm (WFP) mehr Engagement der internationalen Gemeinschaft. „Alle Staaten müssen in die Verantwortung genommen werden“, sagte die WFP-Direktorin für globale Lieferketten, Betty Ka, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der Krieg in dem nordostafrikanischen Land dürfe nicht zu einer vergessenen Krise werden, warnte sie. Seit Beginn der Kämpfe vor rund eineinhalb Jahren habe die Not stetig zugenommen.
Die Hälfte der Bevölkerung, rund 25 Millionen Menschen, sei von Ernährungsunsicherheit betroffen, sagte Ka. Sie unterstrich: „Die Sterblichkeitsrate ist gestiegen und es gibt echte und drohende Hungersnöte in immer mehr Gebieten.“
Für das Ausmaß der Krise ist Ka zufolge, die bis vor wenigen Tagen als regionale WFP-Nothilfekoordinatorin für den Sudan tätig war, auch das schwierige Umfeld für Hilfswerke verantwortlich. Vorräte würden geplündert, Soldaten sowie bewaffnete Gruppen behinderten die Arbeit. Es brauche zudem mehr Geld für die Hilfe. Das Welternährungsprogramm verfüge nicht einmal über ausreichende Mittel, um acht Millionen besonders stark vom Hunger betroffenen Menschen zu unterstützen. „Wir müssen selbst innerhalb dieser Gruppe priorisieren“, sagte Ka. Angesichts der Vielzahl internationaler Krisen, vor allem den Kriegen in der Ukraine und Gaza, sei es schwierig, genügend Aufmerksamkeit zu bekommen.
Im Sudan kämpfen die reguläre Armee und die paramilitärischen „Rapid Support Forces“ (RSF) seit April 2023 um die Macht. Weite Teil des Landes sind von den Kämpfen betroffen. Mehrere Regionalmächte wie die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) unterstützen eine der Konfliktparteien.
Ka rief insbesondere arabische Staaten wie Saudi-Arabien oder die VAE auf, sich für eine politische Lösung einzusetzen. Letztere etwa hätten großen Einfluss auf die RSF-Miliz und sollten entsprechend Druck ausüben. Die EU und die USA wiederum könnten dafür Einfluss auf die VAE nehmen, sagte die WFP-Vertreterin und betonte: „Kein Land darf vom Haken gelassen werden.“ Für ein Ende der Kämpfe brauche es mehr politischen Druck auf beide Konfliktparteien.