Washington, Phoenix (epd). US-Präsident Joe Biden hat für die Zwangsunterbringung indigener Kinder in Internaten weit weg von ihren Familien um Entschuldigung gebeten. Bei einer Ansprache im Gila River Indian Reservation, einem Indianerreservat im Südwesten der USA, sagte Biden am Freitag (Ortszeit), die Internate seien „Orte des Traumas und des Terrors“ gewesen. Laut einem Bericht des US-Innenministeriums existierten von 1819 bis 1969 mehr als 400 staatliche Internate. Die Kinder wurden aus ihren Familien herausgerissen und sollten angeblich in die weiße Gesellschaft „assimiliert“ werden.
Die Schulen seien „eines der schrecklichsten Kapitel der amerikanischen Geschichte, und viele Amerikaner wissen nichts davon“, sagte Biden. Nach dem Bericht des Innenministeriums kamen mindestens 973 Kinder in den Internaten um. Die endgültige Zahl sei „viel, viel höher“, sagte Biden.
Nach Angaben des Ministeriums wurden viele Internate in Kooperation mit religiösen Institutionen betrieben. 87 katholische Internate seien namentlich bekannt, heißt es in einer Untersuchung katholischer und indigener Forscher. Im Juni hatte sich die römisch-katholische Bischofskonferenz für ihr „Versagen“ entschuldigt. Die Internate hätten ein „gemeinschaftliches und individuelles Trauma“ hinterlassen, das bis zum heutigen Tag Auswirkungen habe, erklärten die Bischöfe.
Biden wurde von Innenministerin Deb Haaland begleitet, der ersten indigenen Ministerin der USA. Die Regierung habe den Kindern ganz bewusst ihre Sprache, Kultur und Traditionen gestohlen, sagte Haaland. Im Informationsdienst „Native News Online“ erklärte sie, auch ihre Großeltern und ihre Mutter seien in Internaten gewesen. Das habe ihr eigenes Leben betroffen, „und ich muss ganz offen sagen, es war traumatisch“.