Über Megareiche und wehrhafte Demokratie

Anne Applebaum
epd-bild/Peter Juelich
Die US-Historikerin Anne Applebaum erhält am Sonntag in der Frankfurter Paulskirche den mit 25.000 Euro dotierten Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.
Highlights der Buchmesse
Über Megareiche und wehrhafte Demokratie
Über 114.000 Fachbesucher aus 131 Ländern haben an der Buchmesse teilgenommen, auch die Zahl der Aussteller ist gestiegen, die Eintrittskarten für den publikumsoffenen Messesamstag waren schnell ausverkauft - die Frankfurter Buchmesse verzeichnet ein großes Interesse. evangelisch.de-Redakteurin Alexandra Barone fasst die Highlights für Sie zusammen.

Die Frankfurter Buchmesse verzeichnet in diesem Jahr ein größeres Interesse als im vergangenen Jahr. An den ersten drei Tagen hätten voraussichtlich 114.000 Fachbesucher aus 131 Ländern an der Buchmesse teilgenommen, teilt deren Öffentlichkeitsarbeit mit. Dies stelle einen Anstieg um neun Prozent dar (2023: 105.000 Fachbesucher). Mit mehr als 4.300 Ausstellern sei auch deren Zahl um 7,5 Prozent gestiegen (2023: 4.000 Aussteller).

Ehrengast der Buchmesse in diesem Jahr ist Italien. Es präsentiert mit mehr als 90 Autorinnen und Autoren wie etwa Alessandro Baricco, Annalena Benini, Paolo Cognetti und Claudia Durastanti zeitgenössische Buchproduktionen. Weitere wichtige Titel sind laut Buchmesse die Memoiren des ehemals inhaftierten "Wall Street Journal"-Reporters Evan Gershkovich, die drei historischen Romane von Philippa Gregory und die Fantasy-Trilogie "The Rainshadow Orphans" der britischen Schriftstellerin Naomi Ishiguro. 

Unter den wichtigsten internationalen Autorinnen und Autoren auf der Buchmesse befinden sich der Bestsellerautor von Sapiens, Yuval Noah Harari und die philippinische Autorin und Dokumentarfilmerin Patricia Evangelista. Die Philippinen werden ihre Literatur und Kultur als Ehrengastland auf der Frankfurter Buchmesse im nächsten Jahr präsentieren.

Unter dem Motto "Die Fantasie beseelt die Luft" werde im philippinischen Pavillon auf der Buchmesse 2025 erlebbar gemacht, wie die Literatur die Realitäten, Sehnsüchte und Hoffnungen der Filipinos spiegele, so der Geschäftsführende Direktor der Nationalen Kommission der Philippinen für Kultur und die Künste, Eric Zerrudo. 

"Crazy Rich" zeigt Ungleichheit in Deutschland

Mit dem Thema der finanziellen Ungleichheit in Deutschland hat sich die Autorin Julia Friedrichs beschäftigt, die für ihr aktuelles Buch "Crazy Rich - Die geheime Welt der Superreichen" unter anderem mit Milliardären und Experten sprach und ein Seminar mit Tipps zur Steuervermeidung für sehr reiche Menschen besuchte.

Über die Superreichen wisse man viel zu wenig, obwohl das Menschen mit sehr großem Einfluss seien, sagte Friedrichs. In "Crazy Rich" schreibt Friedrichs, dass hierzulande rund 3.300 Personen etwa 23 Prozent des gesamten Finanzvermögens besitzen. Wie viel Ungleichheit eine Gesellschaft aushält, wisse sie nicht, so Friedrichs. 

In den Sparten Bilder-, Kinder-, Jugend- und Sachbuch wurden der Übersetzer Rolf Erdorf für sein Lebenswerk, die Übersetzerin Astrid Bührle-Gallet in der Kategorie "Neue Talente" und Alice Winns historischer Roman "Durch das große Feuer" von der Jury ausgezeichnet, wie der Arbeitskreis für Jugendliteratur mitteilte. Als bestes Bilderbuch überzeugte "Wünsche". Darin erzählen die Autorin Muon Thi Van und die Illustratorin Victo Ngai eine Fluchtgeschichte aus Südvietnam, die auf der Familiengeschichte der Autorin basiert. 

Applebaum warnt vor "Krieg der Wertvorstellungen"

Sieger beim Kinderbuch wurde der Roman "Wolf" von Sasa Stanisic. Darin beschreibt der Gewinner des Deutschen Buchpreises 2019 einen Mobbing-Fall unter Jugendlichen in einem Waldcamp. In der Sparte Jugendbuch setzte sich Eva Rottmann mit "Kurz vor dem Rand" durch. Die diesjährige Trägerin des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, der am Sonntag in der Frankfurter Paulskirche verliehen wird, ist Anne Applebaum.

Sie mahnte, dass es gegen die offenen und verdeckten Angriffe von Autokratien eine Strategie brauche. Von ihren Regierungen gelenkte Medien in Russland und China investierten große Summen, um ihre Inhalte auf anderen Kontinenten zu verbreiten. Die demokratischen Staaten hätten kein ebenbürtiges Angebot, erklärte die US-amerikanisch-polnische Historikerin und Publizistin. "Es gibt einen Krieg der Wertvorstellungen", so Applebaum. Dabei gehe es auch darum, mehr demokratische Kontrolle über rein profitgetriebene Soziale Medien zu bekommen.

Die Eintrittskarten für den publikumsoffenen Messesonntag sind nur online erhältlich.