Frankfurt a.M. (epd). Die Autorin Julia Friedrichs hat die Ungleichheit der Vermögen in Deutschland als ein zentrales Thema bezeichnet, „mit dem wir uns dringend mehr beschäftigen müssten“. Über die Superreichen wisse man viel zu wenig, obwohl das Menschen mit sehr großem Einfluss seien, sagte Friedrichs dem Evangelischen Pressedienst (epd) auf der Buchmesse in Frankfurt am Main. Für ihr Buch „Crazy Rich - Die geheime Welt der Superreichen“ sprach sie unter anderem mit Milliardären und Experten und besuchte ein Seminar mit Tipps zur Steuervermeidung für sehr reiche Menschen.
Über Reichtum werde zu unpräzise gesprochen. „In der Tat ist es oft so, dass das Schreiben und Sprechen über Reichtum nicht sehr informiert ist. Sowohl in Teilen der Politik, als auch in Teilen der Berichterstattung“, sagte Friedrichs. Oft würden etwa Einkommen und Vermögen durcheinander geworfen. Auch werde häufig von „den Familienunternehmern“ gesprochen, die das Rückgrat der Gesellschaft seien - „ohne dass geklärt ist, was hinter diesem Begriff steckt“. Bei den sehr reichen Familien sei oft das Unternehmen der Ursprung des Vermögens, aber „viele führen das Unternehmen längst nicht mehr selbst, sondern verwalten Vermögenswerte“.
Mit Blick auf die Debatten zum Bürgergeld sagte Friedrichs, dass solche Diskussionen „den Leuten oft näher“ seien: „Ich habe sehr lange Menschen begleitet, die total wenig verdienen. Die haben sich sehr an den Bürgergeld-Empfängern abgearbeitet.“ Studien zeigten, dass „oftmals die, die sehr wenig haben, die Privilegien der Reichen engagiert verteidigen, weil sie vielleicht glauben, selbst einmal in der Lage zu sein. Oder weil sie der Legende anhängen, dass der Reichtum von wenigen am Ende allen nützen wird, was empirisch widerlegt ist“, sagte die Autorin.
Zugleich kritisierte Friedrichs, es sei „absurd, wie lange es gelungen ist, die Schuld für die Klimakrise ausschließlich bei den Ärmeren zu suchen“. Eine Superjacht verbrauche im Jahr so viel CO2 wie 1.400 Personen. „Mit Vermögen steigt der C02-Verbrauch exponentiell an. Wenn wir etwa über nötigen Verzicht sprechen, ist es schwierig, gleichzeitig einer sehr kleinen Gruppe der Bevölkerung zu erlauben, von den noch bestehenden Ressourcen einen sehr großen Teil zu beanspruchen.“
In „Crazy Rich“ schreibt Friedrichs, dass hierzulande rund 3.300 Personen etwa 23 Prozent des gesamten Finanzvermögens besitzen. Und jedes Jahr würden etwa 250 bis 400 Milliarden Euro vererbt, der Staat nehme aber nur etwa zehn Milliarden Euro über die Erbschaftssteuer ein. Wie viel Ungleichheit eine Gesellschaft aushält, wisse sie nicht, erklärte die Autorin. „Ich kann nur sagen: Die Ungleichheit der Vermögen in Deutschland ist extrem und wir sollten darüber reden, ob wir das so haben wollen oder nicht.“ Große Vermögen seien keine Privatangelegenheit, weil die sehr reichen Menschen großen Einfluss auf das Zusammenleben hätten.