Berlin (epd). Umweltorganisationen fordern Maßnahmen, um die Klimaschutzfunktion der Forste wiederherzustellen. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), der Deutsche Naturschutzring, Greenpeace und weitere Verbände riefen die Bundesregierung am Donnerstag gemeinsam dazu auf, einen Waldrettungsplan auf den Weg zu bringen. Unter anderem müsse die intensive Forstwirtschaft insbesondere in großen Privatwäldern beschränkt werden.
Der Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, Sascha Müller-Kraenner, sagte, der Wald sei „in einem Zustand, dass er nicht mehr Teil der Lösung, sondern Teil des Problems ist“. Waldbesitzern warf er vor, nicht begriffen zu haben, dass der Wald „keine Holzfabrik ist, sondern ein Öko-System“.
Zu den Forderungen gehört, dass mindestens 15 Prozent der Waldfläche Deutschlands der natürlichen Entwicklung vorbehalten bleiben sollte. Die Verbände, darunter auch der Naturschutzbund Deutschland (Nabu), mahnen ferner eine rasche Reform des Bundeswaldgesetzes an. Sie warnten vor den Folgen der Übernutzung der Wälder. Mit Blick auf Widerstand gegen Reformen mahnte der geschäftsführende Vorstand von Greenpeace, Martin Kaiser, klare Vorgaben für die Waldnutzung an. Der Holzeinschlag müsse beschränkt werden.
Der Geschäftsführer des Deutschen Naturschutzrings, Florian Schöne, betonte, die Schutzfunktion des Waldes müsse gestärkt werden, um dessen Nutzungs- und Erholungsfunktion zu erhalten. Er forderte eine nationale Biomasse-Strategie. Die Verbrennung von Holz zur Stromerzeugung dürfe nicht länger gefördert werden. Vielmehr müsse der Umbau zu Mischwäldern beschleunigt werden.
Auch der Vorstandssprecher von Robin Wood, Julian Smaluhn, sagte, Investitionen in Holzverbrennung sollten sich nicht lohnen. Vielmehr solle Kreislaufwirtschaft gefördert werden. Nicola Uhde vom BUND betonte, der Wald könnte „ein Klimaschützer sein, wenn er nicht so intensiv bewirtschaftet würde“. Die geplante Novelle des Bundeswaldgesetzes werde jedoch von der FDP und der Lobby der Waldbesitzer blockiert.
Der forstpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Karlheinz Busen, bezeichnete indes die Forderungen der Umweltverbände als „bedenklich“. Die CO2-Speicherleistung sei dann gut, wenn Wälder bewirtschaftet würden. „Für mehr Klimaschutz brauchen wir die Bewirtschaftung und keine ideologischen Nutzungsverbote“, erklärte Busen.
Die deutschen Wälder tragen der in der vergangenen Woche veröffentlichten Bundeswaldinventur zufolge nicht mehr zur Speicherung des klimaschädlichen Treibhausgases CO2 bei. Demnach ist der Wald in den vergangenen Jahren aufgrund der Klimakrise von einer Kohlenstoff-Senke zu einer Kohlenstoff-Quelle geworden.
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) plant vor dem Hintergrund der Auswirkungen des Klimawandels eine Novelle des Bundeswaldgesetzes von 1975. Mit der Neufassung des Gesetzes sollen Mindeststandards gesetzt werden, damit Forste ihre Klimaschutz-, Erholungs- und Nutzungsfunktionen erfüllen können.