Washington (epd). Das Oberste Gericht der USA hat sich am Mittwoch mit dem ungewöhnlichen Berufungsantrag des in Oklahoma zum Tod verurteilten Richard Glossip (61) befasst. Selbst der Generalstaatsanwalt des Bundesstaates, der Republikaner Genter Drummond, hat sich für einen neuen Prozess ausgesprochen. In einem schriftlichen Antrag erklärte Drummond, das Todesurteil sei mithilfe einer Falschaussage des angeblichen Mittäters zustande gekommen.
Laut Todesurteil hat Glossip 1997 seinen Arbeitskollegen Justin Sneed in einem Hotel in Oklahoma City angestiftet, den gemeinsamen Boss zu ermorden. Sneed wurde zu lebenslanger Haft verurteilt. Glossip beteuert seine Unschuld und bezichtigt Sneed, ihn nur belastet zu haben, um der Todesstrafe zu entgehen. Die Staatsanwaltschaft habe Glossip möglicherweise entlastendes Material zur Glaubwürdigkeit des Kronzeugen zurückgehalten.
Der Rechtsstreit landete vor dem Obersten Gericht, weil das höchste Gericht von Oklahoma Glossips Todesurteil bestätigt hatte. Die knapp zweistündige Anhörung am Mittwoch sollte klären, ob das Oberste Gericht der USA nach nationalstaatlichem Recht eingreifen darf. Es ging um die Frage, ob Glossips Prozessgrundrechte beim Strafverfahren verletzt worden sind. Der Anwalt von Oklahoma sagte jedoch, die zurückgehaltenen Dokumente hätten den Ausgang des Prozesses nicht verändert.
Kaum ein Todesurteil hat in den USA so viel Aufmerksamkeit erregt wie jenes gegen Glossip. Im Laufe der Jahre hat die Justizbehörde Oklahomas nach Angaben der Rechtshilfeorganisation Innocence Project neun Hinrichtungstermine für Glossip festgelegt und aufgeschoben.
Hinterbliebene des Mordopfers, Barry Van Treese, haben sich in einem Antrag zum Gericht gegen Glossip ausgesprochen. „Nach 10.047 Tagen ist es im Interesse der Familie“, dass die Todesstrafe ohne Verzögerung vollstreckt wird, brachten sie vor. Das Urteil wird in den kommenden Monaten erwartet.