Berlin (epd). Der Direktor der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt am Main, Meron Mendel, sieht im Nahost-Konflikt jüdische und palästinensisch-stämmige Menschen in Deutschland unter Druck aus den jeweils eigenen Reihen. „Der Konformitätsdruck, der von beiden Seiten ausgeht, ist enorm“, sagte der deutsch-israelische Publizist der „Berliner Zeitung“ (Samstag) ein Jahr nach dem Hamas-Überfall auf Israel: „Es ist, als würde es nur zwei legitime Positionen geben. Und wenn man davon abweicht, sanktioniert einen die eigene Community“, sagte Mendel, der unter anderem vom Zentralrat der Juden für seine Positionen kritisiert wurde.
Mendel sagte: „Wir sind nicht mehr in der Lage, eine faktenbasierte Diskussion zu führen, da jede Seite sich ihre eigene Realität schafft.“ Keine Seite sei mehr zu einem sachlichen Austausch von Argumenten bereit. „Jede Tatsache, die nicht zum eigenen Narrativ passt, wird ausgeklammert. Alles andere gilt als Falschinformation oder die Quelle wird angezweifelt.“
Als Beispiel verwies er darauf, dass die Vergewaltigungen israelischer Frauen und Mädchen beim Hamas-Überfall auf Israel am 7. Oktober von Anfang an angezweifelt worden seien, „denn das passt nicht zum pro-palästinensischen Narrativ“. Angezweifelt würden aber auch die Opferzahlen in Gaza, „die nicht zum pro-israelischen Narrativ passen“, unterstrich der promovierte Erziehungswissenschaftler.