Özdemir und Stäblein würdigen zehn Jahre "FriedensBrot"

Özdemir und Stäblein würdigen zehn Jahre "FriedensBrot"
Seit 2014 wird aus Roggen vom ehemaligen Mauerstreifen in Berlin "Friedensbrot" gebacken. Dazu wird er mit Getreide aus zahlreichen Ländern Mittel- und Südosteuropas gemischt. Özdemir und Stäblein würdigten die Initiative bei den Jubiläumsfeiern.

Berlin (epd). Die Berliner Initiative „FriedensBrot“ hat am Mittwoch ihr zehnjähriges Bestehen gefeiert. Bei einem Festgottesdienst in der Versöhnungskapelle an der Gedenkstätte Berliner Mauer sagte der Berliner evangelische Bischof Christian Stäblein: „Brot und Frieden gehören zusammen.“ Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) betonte zuvor bei einem Festakt mit Blick auf das internationale Projekt, Landwirtschaft ernähre nicht nur Menschen, sondern fördere auch Zusammenarbeit.

An der Kapelle der Versöhnung wird jedes Jahr Roggen geerntet. Ein Teil der Ernte wird alljährlich mit Getreide aus zahlreichen Ländern Mittel- und Südosteuropas gemischt. Danach wird es gemahlen und zu einem paneuropäischen „Friedensbrot“ gebacken.

Der Verein „FriedensBrot“ engagiert sich nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums mit 13 Partnern aus Mittel- und Südosteuropa für das Thema „Frieden und Landwirtschaft“. Ziel des Netzwerks ist es, den engen Zusammenhang zwischen internationaler Friedenssicherung und nachhaltiger Landwirtschaft zu vermitteln. Der Vorsitzende des Vereins, Anton Blöth, sagte, es gebe keine Landwirtschaft ohne Frieden, keinen Frieden ohne Landwirtschaft.

Stäblein sagte in seiner Predigt, über Jahrhunderte seien Kriege um Brot geführt worden. „Dann hast Du womöglich das Brot, aber keinen Frieden.“ Wer Menschen hungern lasse, finde keinen Frieden, sagte der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO). Frieden sei nicht als Diktat oder als Raub möglich, sondern nur in Freiheit, unterstrich er mit Blick auf den Krieg in der Ukraine. Das diesjährige „Friedensbrot“ wurde während des Gottesdienstes gesegnet und an die Gäste sowie Gemeindemitglieder verteilt.

Özdemir sagte, funktionierende Landwirtschaft sei eine Voraussetzung für Frieden. Er dankte den Mitgliedern des Vereins für ihr ehrenamtliches Engagement. Dieses sei dringend nötig. Mit Blick auf den Krieg in der Ukraine beklagte er, dort würden gezielt Felder vermint. Er hoffe dennoch, dass Russland und die Ukraine eines Tages normale Nachbarn sein werden.

Der Grünen-Politiker äußerte sich besorgt über wachsenden Nationalismus, Populismus und Skepsis gegenüber der EU. „Wir müssen uns die Frage stellen, was Demokratie leisten muss, damit die große Mehrheit sich damit identifizieren kann“, sagte er vor dem Hintergrund der Wahlergebnisse bei den jüngsten Landtagswahlen. Dies gelte vor allem für ländliche Regionen. Nötig sei „mehr Europa“. Die künftigen Herausforderungen seien zu groß, als dass sie im Alleingang zu bewältigen seien.

Özdemir begrüßte in diesem Zusammenhang, dass die Initiative „FriedensBrot“ Finnland und die Ukraine als neue Gäste gewonnen habe. Beide Länder erinnerten daran, dass Frieden und Stabilität nicht mehr selbstverständlich seien.

Der Landwirtschaftsminister erinnerte überdies daran, dass der Klimawandel sich in hohem Maße auf die Lebensmittelproduktion auswirkt. Er wies in diesem Zusammenhang auf das jüngste Hochwasser in Deutschland und anderen Ländern sowie Waldbrände in Portugal und Griechenland hin. Ernährungsunsicherheit könne Konflikte anheizen, warnte er.