EKD-Vertreterin Gidion empfindet Arbeit als "Form von Sonderpfarramt"

EKD-Vertreterin Gidion empfindet Arbeit als "Form von Sonderpfarramt"

Berlin (epd). Die Bevollmächtigte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gegenüber der Politik in Berlin und Brüssel, Anne Gidion, empfindet ihre Arbeit im Berliner Regierungsviertel nach eigenen Worten als „Form von Sonderpfarramt“. Zum Amt gehöre Verständnis für den „Wahnsinn des parlamentarischen Alltags“, sagte sie bei einer Feier zum 25. Geburtstag der Dienststelle der EKD-Bevollmächtigten am Dienstagabend in Berlin.

Zu Veranstaltungen könne sie in Sitzungswochen des Bundestags nur am frühen Morgen oder späten Abend mit Abgeordneten rechnen. Zudem nehme sie als Seelsorgerin wahr, wie sich die „brutal gewordene Öffentlichkeit“ auf Abgeordnete auswirke. Das Amt habe damit spezielle Anforderungen wie andere Sonderpfarrämter wie die Gefängnis- oder Krankenhausseelsorge, sagte die Prälatin.

Gidion sprach zum Jubiläum mit Stephan Reimers, der von 1999 bis 2009 Bevollmächtigter der EKD in Berlin war. Er unterstrich die sozialanwaltliche Rolle der Bevollmächtigten für Schwächere in der Gesellschaft. Das Amt könne man daher nicht auf den Begriff „Lobbyismus“ verkürzen.

Die EKD-Bevollmächtigte versteht sich als „Kirchendiplomatin“ gegenüber der Politik. Ihr Büro setzt sich gegenüber der Bundespolitik und der EU in Brüssel für die Interessen der evangelischen Kirche ein. Dafür nimmt sie etwa Stellung zu Gesetzentwürfen. Zugleich ist sie Seelsorgerin für Politiker und Politikerinnen.

Gidion ist nach sechs männlichen Amtsvorgängern seit Oktober 2022 die erste Frau in diesem Amt. Zudem gab es für den Bereich der DDR von 1949 bis 1958 einen EKD-Bevollmächtigten, den Nazi-Gegner Heinrich Grüber. Eingerichtet wurde das Amt des EKD-Bevollmächtigten mit der Gründung der Bundesrepublik im Jahr 1949 in Bonn. 1999 zog die Stelle wie Regierung und Parlament nach Berlin um.