Potsdam (epd). Die Schriftstellerin und Brandenburger Verfassungsrichterin Juli Zeh plädiert nach den Landtagswahlen für einen anderen Umgang mit der AfD. Die Politik müsse überlegen, ob es sinnvoll sei, die AfD um jeden Preis aus jedem einzelnen Gremium herauszuhalten, sagte die der SPD angehörende Zeh der „Märkischen Allgemeinen Zeitung“ (Dienstag): „Man darf nicht vergessen, dass diese Partei, ob man will oder nicht, ein Drittel der Wähler repräsentiert. Also muss man auch daran denken, welche Botschaft das den Leuten sendet, wenn man immer wieder versucht, der AfD jede Form von Mitwirkung am demokratischen System unmöglich zu machen.“
Als Erklärung für die Unbeliebtheit der Grünen im ostdeutschen ländlichen Raum, die den Wiedereinzug in den Brandenburger Landtag am Sonntag knapp verfehlt hatten, wird man laut Zeh dort an jeder Straßenecke die gleiche Antwort bekommen: „Wir haben keine Lust, uns von einer Partei sagen zu lassen, wie wir leben sollen, wenn die doch gar nicht weiß, wie unser Leben aussieht und worauf es uns ankommt.“
Die Menschen gerade im ländlichen Brandenburg hätten meist einen vergleichsweise hervorragenden CO2-Fußabdruck, „weil sie nicht ständig durch die Gegend fliegen oder tonnenweise sinnloses Zeug konsumieren“, sondern stattdessen Teile ihrer Nahrung und ihrer Brennstoffe selbst generieren, sagte die Schriftstellerin. Trotzdem würden sie von den Grünen immer wieder als Umweltsünder oder Klimawandel-Leugner gelabelt, sogar dann, wenn sie als Landwirte direkt an der Transformation beteiligt seien: „Es ist schon verständlich, dass da schlechte Laune entsteht.“