EKiR plant Fusion von 17 Kirchengemeinden

Eine Frau erklärt Kindern das Abendmahlgeschirr.
epd-bild/Gerhard Bäuerle
Anna Häfer erklärt Kindern aus Deckenpfronn bei Böblingen das Abendmahlgeschirr.
Reaktion auf Mitgliederschwund
EKiR plant Fusion von 17 Kirchengemeinden
Die evangelische Kirche in Düsseldorf reagiert auf den Rückgang der Mitgliederzahlen und Finanzmittel mit einer radikalen Strukturveränderung. Aus den 17 Kirchengemeinden soll bis 2035 nur noch eine werden.

Die evangelische Kirche in Düsseldorf plant eine radikale Veränderung ihrer Struktur: Aus einem der größten Kirchenkreise der Evangelischen Kirche im Rheinland soll bis 2035 eine einzige Kirchengemeinde werden, in der die bislang 17 Ortsgemeinden aufgehen, wie Superintendent Heinrich Fucks erläutert. Düsseldorf ist nach seinen Worten der erste Kirchenkreis im Rheinland, der sich auf diesen Weg gemacht hat, in Essen, Bonn und Jülich gebe es inzwischen ähnliche Überlegungen. Im Sommer hat die Kreissynode, das Leitungsgremium des Kirchenkreises, die Umsetzung des Arbeitsprogramms "Eine Gemeinde 2028" beschlossen.

Seitdem laufen die Diskussionen mit allen Beteiligten über künftige Organisationsform und Strukturen, aber auch inhaltliche Ziele und Schwerpunkte. Bis 2028 sollen die Weichen für die neue gemeinsame Organisationsform gestellt werden, bis 2035 soll diese dann erprobt werden - im Rahmen des "Erprobungsgesetzes" der rheinischen Kirche. Hintergrund des Prozesses sind nach Angaben des Kirchenkreises zurückgehende Mitgliederzahlen und Finanzmittel. Der Kirchenkreis hat derzeit noch knapp 87.000 Gemeindeglieder und einen Jahresetat von rund 20 Millionen Euro.

"Gleichzeitig wächst der Bedarf an Orientierung, Halt und Seelsorge", sagt Fucks. Durch Synergien könnten Ressourcen besser genutzt werden. "Das bedeutet, dass wir uns von einer ganzen Menge organisatorischem Ballast befreien müssen." Dann könnten haupt- und ehrenamtliche Mitarbeitende sich stärker auf ihre inhaltliche Arbeit konzentrieren. Bisher gibt es für alle 17 Kirchengemeinden eigene Gemeindeleitungen, die Presbyterien, und eigene Gemeindeverwaltungen, dazu kommt der Kirchenkreis mit eigener Verwaltung. Künftig solle die Verwaltung zu einem "Shared Service Center" umgebaut werden als Dienstleister für die Gemeinden für Ort, erläutert Geschäftsführer Holger Wegmann. 

Unter dem Stichwort "So viel Vielfalt wie möglich, so viel Einheit wie nötig" wolle man bewährte Formen der Gemeindearbeit vor Ort fortsetzen, aber auch neue Formen ausprobieren, kündigt Superintendent Fucks an. Das wichtigste Stichwort dabei laute "Kooperation". So soll unter anderem die Öffentlichkeitsarbeit aller Gemeinden und Einrichtungen über ein gemeinsames Portal laufen und so das evangelische Leben in der Stadt in aller Vielfalt sichtbar machen. Auch beim Konfirmandenunterricht könnten beispielsweise mehrere Gemeinden zusammenarbeiten. Bei den Gebäuden und beim Personal geht der Superintendent von einer deutlichen Reduzierung aus.

Bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern werde das voraussichtlich durch Ruhestand und Wechsel zu anderen Arbeitgebern möglich sein. Von den bisher 29 evangelischen Kirchen in der evangelischen Landeshauptstadt bleiben im Laufe der Neustrukturierung nach seiner Einschätzung zehn bis 15 übrig. Mit einer "Gebäudebedarfsplanung" werde ermittelt, welche Kirchen und Gemeindezentren nachhaltig betrieben werden könnten, erläutert Geschäftsführer Wegmann. Es werde geprüft, ob die Gebäude energetisch ertüchtigt und mit den vorhandenen Finanzmitteln langfristig unterhalten werden könnten, und wie gut sie überhaupt genutzt würden. "Die Frage ist: Wie viel Ressourcen wollen wir in Menschen stecken, wie viel in Immobilien?"

Ein Steuerungskreis, in dem neben dem Kirchenkreis alle Gemeinden, die evangelische Jugend und die Diakonie vertreten sind, soll die Beteiligung sicherstellen. Der stellvertretende Superintendent Martin Fricke kümmert sich zudem um den direkten Austausch und ist nach eigenen Worten derzeit unterwegs durch Gemeinden, Gremien und Einrichtungen. Aus den Gesprächen nehme er sowohl Ängste und Vorbehalte, aber auch viele Anregungen und Ideen mit in die Programmarbeit, berichtete Fricke. "Nur im Dialog können wir zu tragfähigen Lösungen kommen."