Köln (epd). Rund 25 Jahre nach Ende des Kosovo-Krieges leiden die Überlebenden sexualisierter Gewalt nach wie vor massiv unter ihren traumatischen Erlebnissen. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Donnerstag veröffentlichte Studie der Kölner Frauenrechtsorganisation Medica Mondiale und ihrer kosovarischen Partnerorganisation Medica Gjakova über die Langzeitfolgen sexualisierter Kriegsgewalt im Kosovo. Die Verbrechen hätten für die Opfer bis heute tiefgreifende gesundheitliche, psychische und soziale Folgen.
Fast alle befragten Überlebenden sexualisierter Gewalt, nämlich 96 Prozent, hätten auch Jahrzehnte nach den traumatischen Ereignissen mit starken Ängsten und Depressionen zu kämpfen, heißt es in der Studie. 86 Prozent leiden danach unter einer posttraumatischen Belastungsstörung. 70 Prozent der Befragten empfinden ihr Leben nicht mehr als lebenswert. Rund die Hälfte der Überlebenden hat Selbstverletzungsgedanken, knapp ein Drittel denkt an Selbsttötung. Aus Angst vor Diskriminierung oder aufgrund ihrer psychischen Belastungen schränken laut der Studie fast 70 der Betroffenen ihre sozialen Kontakte ein.
Die nicht repräsentative Studie beruht auf Daten von 200 von Medica Gjakova betreuten Überlebenden sexueller Gewalt, unter ihnen auch männliche Opfer. Hinzu kamen 20 Interviews Betroffener.
Medica Mondiale rief die Bundesregierung auf, als Geldgeberin Überlebende sexueller Gewalt im Kosovo und in anderen Konfliktregionen weltweit stärker zu unterstützen. Die von der Kölner Ärztin Monika Hauser gegründete Organisation engagiert sich seit 1993 für Frauenrechte und gegen sexualisierte Gewalt. Die Arbeit begann mit einem Frauenzentrum in Bosnien und Herzegowina. Mittlerweile kooperiert Medica Mondiale mit einem Netzwerk aus rund 40 Frauenrechtsorganisationen in Südosteuropa, Afrika, Afghanistan und Irak.