Abraham-Geiger-Kolleg ordiniert acht neue Absolventen

Abraham-Geiger-Kolleg ordiniert acht neue Absolventen
Deutschland, Israel, Frankreich, Südafrika: Das Potsdamer Abraham-Geiger-Kolleg bildet seit Jahren Rabbinerinnen und Rabbiner für jüdische Gemeinden in vielen Ländern aus. In Berlin wurde jetzt die zwölfte Ordinationsfeier ausgerichtet.

Potsdam, Berlin (epd). Das Potsdamer Rabbinerseminar Abraham-Geiger-Kolleg hat seit der Gründung vor 25 Jahren mehr als 50 Frauen und Männer zu jüdischen Geistlichen ausgebildet. Acht der Absolventinnen und Absolventen wurden am Donnerstag bei einer Feier in der Berliner Synagoge Rykestraße als Rabbinerinnen, Kantorinnen und Kantoren ordiniert. Sie übernehmen Ämter in verschiedenen Gemeinden in Deutschland sowie in Basel in der Schweiz, in Marseille und Montpellier in Frankreich und in Russland.

Die Feier war bereits die zwölfte Ordinationsfeier des Kollegs seit 2006. Die neuen Absolventinnen und Absolventen stammen nach Angaben der Ausbildungsstätte aus Deutschland, Frankreich, der Ukraine, Russland, Ungarn und Israel.

Die Vorsitzende der Union Progressiver Juden in Deutschland, Irith Michelsohn, betonte anlässlich der Ordinationsfeier, es würden dringend weitere Absolventen in den liberalen jüdischen Gemeinden gebraucht. Der Verband gehe davon aus, „dass staatliche Zuwendungsgeber ihre Unterstützung für das eigenständige liberale Judentum und seine erfolgreiche Ausbildungsstätte in Potsdam fortsetzen“.

Der Zentralrat der Juden und die staatlichen Zuwendungsgeber, darunter das Bundesinnenministerium, haben die Zahlungen wegen Differenzen mit dem Träger des Kollegs, der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, ausgesetzt. Der Zentralrat will nun eine eigene Stiftung zur Ausbildung von Rabbinern und Kantoren an den Start bringen.

Der Vorsitzende der Liberalen Rabbinervereinigung, Alexander Grodensky, betonte, das liberale Judentum habe seinen Ursprung in Deutschland und sei Teil des deutschen Erbes, wenngleich es durch die Schoah dort praktisch vernichtet worden sei. Es sei zugleich die weltweit größte Strömung innerhalb des Judentums. Mit progressiven Positionen wie der Gleichstellung von Frauen bedürfe es des besonderen Schutzes durch Deutschland und seine Institutionen.

Als neue Rabbinerinnen wurden Avigail Ben Dor Niv und Sophie Bismut ordiniert. Neue Kantorinnen sind Shulamit Lubowska, die bereits in Magdeburg tätig ist, Anette Willing, die in Kassel im Einsatz sein wird, und Alina Treiger. Treiger hatte am Abraham-Geiger-Kolleg bereits eine Ausbildung als Rabbinerin absolviert und wird jetzt in zwei jüdischen Gemeinden in Niedersachsen zusätzlich als Kantorin tätig sein. Neue Kantoren sind Milan Andics, der seit Mai in der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen angestellt ist, Dmitry Karpenko und Yoed Sorek.

Die jüdischen Gebetsschals, die Tallitot, für die Ordinationsfeier wurden den Angaben zufolge von einem katholischen Frauenprojekt in Westdeutschland angefertigt. Mit dem Erwerb dieser Tallitot unterstütze das Kolleg Frauenprojekte in Ruanda, hieß es. Nach dem Völkermord von 1994 seien dort viele Frauen weiter auf sich selbst gestellt und bräuchten nach wie vor Hilfe.

Das Abraham-Geiger-Kolleg wurde 1999 gegründet und bildet seit 2001 jüdische Geistliche der liberalen Strömung des Judentums aus. Die ersten Absolventen wurden 2006 ordiniert. Die Ausbildung ist mit einem Studium an der Universität Potsdam verbunden. Die Trägerschaft für das Kolleg hat Anfang 2023 die Jüdische Gemeinde zu Berlin übernommen.