TV-Tipp: "Zwei gegen die Bank"

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30. August, Arte, 20.15 Uhr
TV-Tipp: "Zwei gegen die Bank"
Im Taxi überschneiden sich für einen kurzen Zeitraum Welten, die sich sonst nur selten bis nie begegnen. Mitunter kommt es dabei zu einem regen Austausch.

Politiker zum Beispiel berichten bei Veranstaltungen gern, was ihnen soeben der Taxifahrer erzählt hat. Juliette Koons arbeitet zwar für eine Wiener Privatbank, aber auch ihr Alltag hat mit dem Leben von Taxifahrerin Maggy nicht viel gemeinsam. Dennoch sitzen die beiden Frauen schließlich nicht nur im gleichen Auto, sondern auch im selben Boot; sie sind sogar zusammen auf der Flucht. Trotzdem ist die zweite Regiearbeit der Österreicherin Clara Stern kein Thriller, sondern gerade auch dank der sarkastischen Dialoge (Drehbuch: Dominic Oley) eine ziemlich witzige Komödie. 

"Zwei gegen die Bank" erzählt eine typische "Durch die Nacht"-Geschichte im Stil der US-Klassiker "Kopfüber in die Nacht" von John Landis oder "Die Zeit nach Mitternacht" von Martin Scorsese (1985): Ein unbescholtener Zeitgenosse begegnet einer schönen Frau und erlebt mit ihr die turbulentesten Stunden seines Lebens, weil die beiden alsbald von zwielichtigen Gestalten verfolgt werden. Der ORF hat sich mit der Thriller-Komödie "Der weiße Kobold" mit Frederick Lau (2023, aus der Reihe "Stadtkomödie") an einer ganz ähnlichen, aber nur bedingt geglückten Konstellation versucht. Die Idee, nun zwei Frauen zu Hauptfiguren zu machen, beraubt die Handlung zwar ihres romantischen Potenzials, macht die Geschichte aber interessanter, weil die beiden zunächst überhaupt nichts miteinander anfangen können. 

Juliette (Caroline Peters) hat in der Taxi-App die Option "Fahrgast wünscht keine Unterhaltung" angeklickt, aber davon lässt sich Maggy (Daniela Golpashin) nicht beirren. Außerdem ist sie neugierig: Weil sie sich Wartezeiten und Leerfahrten mit dem Polizeifunk vertreibt ("spannender als Podcast"), weiß sie, dass das Bankhaus Wentenheimer & Söhne Juliette als vermisst gemeldet hat. Maggy ist alleinerziehende Mutter und darf, da erneut hochschwanger, eigentlich gar nicht mehr Taxi fahren. Ihr kleiner Sohn liegt mit Keuchhusten im Krankenhaus, aber ein Einzelzimmer ist teuer. Sie wittert eine unerwartete Einnahmequelle und informiert Juliettes Chefin. Claudia Wentenheimer (Barbara Gassner) hat zwischenzeitlich entdeckt, dass nicht nur ihre wichtigste Mitarbeiterin, sondern auch ziemlich viel Geld fehlt: Der Koffer, den Maggy kaum ins Taxi wuchten konnte, enthält fünf Millionen Euro.

Dieses Detail hat die Bankerin der Polizei wohlweislich verschwiegen: Die Summe stammt von den Konten der vermögenden Kundschaft, die ihren Reichtum durch fragwürdige Krisengewinne vermehrt hat. Jetzt wandelt sich "Zwei gegen die Bank" zur Robin-Hood-Geschichte: Juliette hat mit dem Geld durchaus ehrenwerte Pläne. Erst mal lässt sie sich jedoch ins Spielcasino kutschieren, denn ihr Zug fährt erst nach Mitternacht.

Was dem Szenario noch fehlt, ist eine veritable Bedrohung, damit die Sache spannend wird. Murathan Muslu, ohnehin ein Gewinn für jede Produktion, hat im Verlauf seiner Karriere schon diverse knallharte Typen verkörpert und ist deshalb als Gegenspieler die perfekte Besetzung: Ari Brunner ist ein verkrachter Ex-Polizist, arbeitet als Nachtwächter für eine Sicherheitsfirma und wird von Wentenheimer kurzerhand auf ihre abtrünnige Mitarbeiterin angesetzt. Der Mann ist keine Witzfigur, aber auch nicht so richtig ernst zu nehmen; allein die Szene, in der sich zunächst vergeblich bemüht, ein abgeschlossenes Fahrrad zu klauen, um das Taxi zu verfolgen, und schließlich das Schloss erschießt, ist ausgesprochen lustiger Slapstick. Als Brunner rauskriegt, was sich in dem Koffer befindet, will er natürlich auch ein Stück vom Kuchen. 

Schon der Auftakt macht Spaß, als die Drohnenkamera in die Höhe steigt und sich die Vorspannbilder in eine Animationssequenz im Stil eines Videospiels verwandeln. Die Inszenierung entspricht ansonsten zwar größtenteils dem gängigen TV-Niveau, aber Stern streut immer wieder kleine originelle Einfälle ein, zumal sie ihr bis auf Muslu ausschließlich weibliches Ensemble ausgezeichnet geführt hat; unbedingt zu erwähnen ist noch Johanna Orsini als altgediente Sekretärin des Traditionsbankhauses, die sich mit ihrer cholerischen Chefin amüsante Wortgefechte liefert. Für ihr Regiedebüt "Breaking the Ice" (2022) über die Liebe zwischen zwei jungen Eishockeyspielerinnen hat Stern beim Max Ophüls Filmfestival den Preis der Jugendjury, den Preis für den gesellschaftlich relevanten Film sowie den Preis für das beste Drehbuch bekommen.