Nürnberg (epd). Islamistische Propaganda erreicht über Internet-Plattformen wie TikTok nach Beobachtung der „Beratungsstelle Radikalisierung“ zunehmend sehr junge Menschen. Dieser Trend verfestige sich, sagte eine Sprecherin der beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge angesiedelten Hotline dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Es lässt sich feststellen, dass die Inhalte auf den Plattformen von Kindern und Jugendlichen oftmals als eine valide Quelle für Wissen im Bereich Religion erachtet werden“, sagte sie.
Der Konsum von islamistischer Propaganda in den sozialen Medien sei ein häufiger Grund für Angehörige und Lehrkräfte, die Hotline zu kontaktieren, erklärte die Sprecherin. An die 2012 gegründete Beratungsstelle können sich Menschen wenden, die in der Familie, im Freundeskreis oder einem anderen sozialen Umfeld beobachten, dass eine Person anfällig ist für Propaganda von Islamisten oder sich radikalisiert.
Seit dem 1. Januar dieses Jahres sind nach Angaben der Sprecherin mehr als 200 Anrufe eingegangen. Die Zahlen bewegten sich damit „unverändert auf dem bereits hohen Vorjahresniveau“. Die meisten Ratsuchenden kämen aus dem sozialen Umfeld. Insbesondere seien es Angehörige, aber auch Lehrkräfte und Sozialarbeiter.
Die Sicherheitsbehörden werden den Angaben zufolge nicht automatisch, sondern nur in Ausnahmefällen in die Fälle einbezogen. Grundsätzlich würden die Anrufe vertraulich behandelt, erklärte die Sprecherin. Stelle sich aber im Laufe der Beratung heraus, dass eine Selbst- oder Fremdgefährdung von der betreffenden radikalisierten Person ausgeht, „müssen - unter Wahrung der geltenden rechtlichen Rahmenbedingungen - die Sicherheitsbehörden informiert werden“, sagte sie.