Foodwatch kritisiert Zucker in Kinder-Getränken

Foodwatch kritisiert Zucker in Kinder-Getränken
Übergewicht, Diabetes oder gar Herzerkrankungen: Übermäßiger Zuckerkonsum ist schon bei Kindern ein Gesundheitsrisiko. Dennoch enthalten viele beliebte Getränke zu viel davon, wie Foodwatch kritisiert.

Berlin (epd). Ein Großteil der in Supermärkten angebotenen Getränke für Kinder ist nach einer Untersuchung der Verbraucherorganisation Foodwatch überzuckert. Im Schnitt enthielten die Limos, Energydrinks und Fruchtsaftgetränke mehr als sechseinhalb Zuckerwürfel pro 250-Milliliter-Glas, heißt es in einer am Mittwoch in Berlin vorgestellten Marktstudie zu Kindergetränken. Das entspreche 7,8 Prozent Zucker.

Der Marktstudie zufolge enthielten 117 von insgesamt 136 untersuchten Getränken mehr als fünf Gramm Zucker je 100 Milliliter. Für diesen Zuckergehalt wäre in Großbritannien bereits die sogenannte Limo-Steuer fällig. Zuckerhaltige Getränke gelten laut Weltgesundheitsorganisation als wesentliche Risikofaktoren für Übergewicht, Diabetes-Typ 2 und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Deshalb seien wirksame Maßnahmen zur Reduktion des Süßgetränke-Konsums dringend notwendig, sagte der Kinder- und Jugendmediziner von der Universität München, Berthold Koletzko.

Foodwatch verweist auch auf den Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte: Demnach sollten Kinder und Jugendliche weniger als 25 Gramm Zucker pro Tag konsumieren. Kinder unter zwei Jahren sollten so weit wie möglich auf zugesetzten Zucker ganz verzichten.

Foodwatch forderte die Bundesregierung auf, durch gesetzliche Maßnahmen den Gesundheitsschutz von Kindern zu fördern. Nötig seien wie in Großbritannien eine Limo-Steuer auf zuckerhaltige Getränke sowie Werbeschranken und eine Altersgrenze für den Verkauf sogenannter Energydrinks.

Luise Molling von Foodwatch sagte, bei der Prävention ernährungsbedingter Krankheiten versage die deutsche Gesundheitspolitik bislang auf ganzer Linie, weil vor allem auf freiwillige Maßnahmen der Industrie gesetzt werde. Das Motto laute offenbar „Konzernprofit vor Kinderschutz“.

Für die Marktstudie hatte Foodwatch in den Supermärkten von Edeka, Rewe, Aldi, Lidl und Kaufland sämtliche Getränke eingekauft, deren Verpackung Kinder und Jugendliche ansprechen soll. Zu den untersuchten Produkten gehörten Limonaden, Fruchtsäfte, Energydrinks, Mineralwasser und Eistees. Milchbasierte Getränke wurden nicht berücksichtigt.

Laut Foodwatch haben in Großbritannien die Hersteller als Folge der Steuer den Zuckergehalt in ihren Getränken stark reduziert. Zudem sei auch der Zuckerkonsum von Kindern gesunken. Der Marktstudie von Foodwatch zufolge würden nur 4 der 136 getesteten Produkte, darunter drei Mineralwasser und ein Nektar, einen grünen Nutri-Score (A oder B) erhalten. Die bei Kindern beliebten Trinkpäckchen seien besonders stark gesüßt. Sie enthielten im Durchschnitt 8,6 Prozent Zucker.