TV-Tipp: "Allmen und das Geheimnis des Koi"

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24. August, ARD, 20.15 Uhr
TV-Tipp: "Allmen und das Geheimnis des Koi"
Der vom Schweizer Schriftsteller Martin Suter ersonnene Johann von Allmen ist zwar arm an Vermögen, aber reich an unnützem Wissen; dank seines umfangreichen Zitatenschatzes schüttelt er zu jeder Lebenslage die passenden Aphorismen aus dem Ärmel. Als ausgesprochener Kenner der Künste hat er sich darauf verlegt, gemeinsam mit seinem treuen Diener Carlos gestohlene Kunstwerke wiederzubeschaffen.

Nicht nur in der Kunst, auch im Leben liegt Schönheit im Auge des Betrachters. Was die einen für bahnbrechend halten, erscheint den anderen bloß als buntes Gekleckse auf einer Leinwand; und was die einen als Juwel unter den Fischen verehren, ist für die anderen nur ein Karpfen. Trotzdem bewegen sich die Preise sowohl für Kunst wie auch für Kois in zum Teil astronomischen Höhen.

Johann von Allmen ist zwar arm an Vermögen, aber reich an unnützem Wissen; dank seines umfangreichen Zitatenschatzes schüttelt er zu jeder Lebenslage die passenden Aphorismen aus dem Ärmel. Als ausgesprochener Kenner der Künste hat er sich darauf verlegt, gemeinsam mit seinem treuen Diener Carlos gestohlene Kunstwerke wiederzubeschaffen. Wer die seit 2011 im Diogenes-Verlag erscheinenden Romane kennt, hätte zwar nicht unbedingt sofort an Heino Ferch als Besetzung gedacht, aber schon mit dem ersten Film ("Allmen und das Geheimnis der Libellen", 2017) waren alle Zweifel verflogen. Samuel Finzi ist dem Kollegen weit mehr als bloß eine Ergänzung.

Die Meriten gebühren allerdings zu mindestens ebenso großen Teilen Martin Rauhaus, der die Vorlagen auf kongeniale Weise adaptiert hat; allein die geschliffenen Dialoge, ohnehin ein Markenzeichen des Autors, sind ein Genuss. Bei weniger begnadeten Mitwirkenden würde man, wie es in der Theatersprache heißt, mitunter das Papier rascheln hören, aber unter der Führung von Thomas Berger, der die ersten vier Filme inszeniert hat, ist davon nichts zu spüren. Beim fünften Fall, "Allmen und das Geheimnis des Koi", oblag die Regie erstmals Sinje Köhler. Das ist angesichts ihrer überschaubaren Filmografie durchaus überraschend: Als ihr die ARD-Tochter Degeto vor zwei Jahren die dritte Episode der Freitagsreihe "Das Leben ist kein Kindergarten" ("Vaterfreuden", ausgestrahlt 2023) anvertraute, hatte sie abgesehen von einigen Kurzfilmen nur das Freundinnen-Drama "Viva" vorzuweisen; ihr Abschlusswerk an der Filmakademie Baden-Württemberg war 2022 als "Kleines Fernsehspiel" im ZDF zu sehen. Allerdings hat sie mit ihrem "Kindergarten"-Beitrag bewiesen, wie gut sie sich auf die heitere Verpackung einer eigentlich dramatischen Geschichte versteht. 

Das erwies sich als gute Voraussetzung, denn allem Wortwitz zum Trotz geht es hier durchaus auch um Leben und Tod. Dabei sollte die von Allmens vermögender Freundin Jojo Hirth (Andrea Osvárt) finanzierte Teneriffa-Reise eigentlich ein unbeschwerter Ausflug werden, doch Steve Garrett (Uwe Kockisch) hat andere Pläne. Dem höchst erfolgreichen Filmproduzenten ist ein Wesen abhanden gekommen, das in seinem Dasein eine womöglich noch wichtigere Rolle spielt als Lebensgefährtin Akina de la Vega (Edita Malovčić): Jemand hat ihm seinen 1,5 Millionen Euro teuren Koi gestohlen.

Allmen hat Jojo zwar versprochen, seine kriminalistischen Ambitionen im Urlaub zu zügeln, aber Garrett erpresst ihn kurzerhand mit einem uralten Schuldschein, den er Allmens gutem Freund Freddie (Falilou Seck) abgekauft hat. Da dem Zürcher Detektiv zudem die Steuerbehörde im Nacken sitzt, bleibt ihm nichts anderes übrig, als die Nachforschungen zu übernehmen. Als Freddie erschossen wird, die Tat offenbar im Zusammenhang mit dem Fischdiebstahl steht und Allmen nun zu allem Überfluss auch noch als mordverdächtig gilt, wird der Fall endgültig zu persönlichen Angelegenheit. 

Frank Küpper, einer der erfahrensten und renommiertesten Kameramänner hierzulande, hat dafür gesorgt, dass die Bilder der Kanareninsel ähnlich erlesen sind wie die Dialoge; auf diese Weise verbreitet der Film viel Urlaubsflair. Da sich weite Teile der Handlung auf großzügigen Anwesen zutragen, sind die Schauplätze luxuriös. Treffend ausgewählt ist auch die Besetzung. Allmen hält einen angeblich mit der Mafia verbandelten reichen Geschäftsmann aus Neapel für den Drahtzieher des Diebstahls; David Lifschitz war bereits ähnlich prägnant als Schurke mit Stil in der RTL-Serie "Der König von Palma". Trotzdem wird das Ensemble vor allem von den Frauen dominiert, zumal die rätselhafte Koi-Expertin Akina eine große Faszination auf Allmen ausübt und Jojo ein unerwartetes kriminalistisches Talent offenbart.

Ganz ausgezeichnet ist erneut die Musik von Fabian Römer (hier unterstützt durch Matthias Hillebrand-Gonzalez), der mit seinen Klängen im Stil klassischer Komödien etwa von Henri Mancini, Komponist der "Pink Panther"-Reihe, für eine beschwingte akustische Untermalung sorgt.