Frankfurt a.M. (epd). Angesichts der humanitären Krise in Afghanistan haben sich Hilfsorganisationen für mehr diplomatische Kooperation der internationalen Gemeinschaft mit den Taliban-Behörden ausgesprochen. Der gegenwärtige „isolationistische“ Ansatz der meisten Geberländer trage nicht zu nachhaltigen Lösungen für die Herausforderungen bei, mit denen die Menschen in Afghanistan konfrontiert seien, hieß es in einer vom Hilfswerk NRC am Dienstag veröffentlichten Erklärung.
Die Krise in Afghanistan lasse sich nicht allein mit humanitärer Hilfe lösen, schreiben die neun Hilfsorganisationen, darunter Care International, „Save the Children“ und das „International Rescue Committee“ (IRC). Es brauche langfristige Entwicklungsprojekte, um die Ursachen der Armut anzugehen. Um dafür ein günstiges Umfeld zu schaffen, sei diplomatisches Engagement notwendig.
Konkret müsse sich die internationale Gemeinschaft bei den De-facto-Behörden dafür einsetzen, dass alle auf Hilfe angewiesenen Menschen erreicht werden können. Zudem brauche es diplomatisches Engagement, um auf die Einhaltung von Menschenrechtsstandards zu dringen.
In Afghanistan hatten die Taliban vor drei Jahren die Hauptstadt Kabul erobert und damit wieder die Macht im ganzen Land übernommen. Die Islamisten sind international weitgehend isoliert. Bislang wurden sie von keiner Regierung offiziell anerkannt. Viele Geberländer haben ihre Entwicklungszusammenarbeit eingestellt oder stark zurückgefahren. Die humanitäre Lage hat sich deutlich verschlechtert, die Wirtschaft befindet sich in einer schweren Krise. Nach Angaben der UN sind 23,7 Millionen Menschen auf Hilfe angewiesen, mehr als die Hälfte der Bevölkerung.
Zwar hat sich die Sicherheitslage in Afghanistan mit dem Ende des langjährigen Krieges verbessert. Die Taliban gehen aber gegen Menschenrechtsaktivistinnen, Medienschaffende und Kritik vor. Insbesondere die Rechte der weiblichen Bevölkerung wurde stark eingeschränkt.