Hildesheim (epd). Das Michaeliskloster in Hildesheim hat am Sonntag einen Gedenkort für 378 Menschen eröffnet, die in der NS-Zeit von seinem Gelände aus deportiert und ermordet wurden. Das Haus habe dieses Kapitel seiner mehr als tausendjährigen Geschichte gemeinsam mit dem Hildesheimer Heimat- und Geschichtsverein und dem Stadtarchiv aufgearbeitet, sagte der Direktor des Klosters, Jochen Arnold, dem Evangelischen Pressedienst (epd). In dem früheren Benediktinerkloster befindet sich heute eine evangelische Fortbildungsstätte für Gottesdienst und Kirchenmusik.
Nach einem Gottesdienst stellte Arnold vor etwa 70 Gästen die Geschichte des Ortes vor. Sieben Sprecherinnen und Sprecher, darunter Schüler und Lehrkräfte des benachbarten Gymnasiums Andreanum, verlasen die Namen der Ermordeten. Nach jedem Namen erklang ein Glockenschlag. Eine Gedenkminute und ein Gebet beschlossen die Veranstaltung.
Seit 1827 beherbergte das Kloster den Angaben zufolge eine „Heilanstalt für Geistes- und Gemütskranke“, die ab 1833 „Heil- und Pflegeanstalt Hildesheim“ hieß. In den Jahren 1940 bis 1943 seien mindestens 378 psychisch kranke Menschen aus der Einrichtung in der sogenannten Aktion T4 ermordet worden. Dank der Recherche und Aufarbeitung des Bundesarchivs sei es möglich gewesen, ihre Namen festzustellen.
„Aktion T4“ bezeichnet den systematischen Massenmord an mehr als 70.000 Menschen mit körperlichen, geistigen und seelischen Behinderungen in Deutschland, organisiert durch die sogenannte „Zentralstelle T4“ während des Nationalsozialismus. Als kollektive Bezeichnung für die nationalsozialistischen Massenverbrechen an Kranken und Menschen mit Behinderungen wird auch der Begriff „Euthanasie“ verwendet.