Bücher über das Böse und seine Faszination

Hände halten ein Buch.
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Bücher zur "Faszination des Bösen"
Blick in die Literatur: Buchtipps
Bücher über das Böse und seine Faszination
"Edel sei der Mensch, hilfreich und gut", formulierte es Goethe einmal, als einen Appell, als einen Wunsch vielleicht. Aber der Mensch trägt immer beides in sich und auch in der Bibel ging es keineswegs friedlich zu. Das Evangelische Literaturportal stellt in dieser Woche Bücher zur "Faszination des Bösen" vor: Was zieht uns am Bösen an? Brauchen wir das Böse? Was lässt uns zu Täter:innen werden und wie böse war eigentlich der Teufel?

Unter Wahnsinnigen. Warum wir das Böse brauchen

"Unter Wahnsinnigen" von Florian Schroeder.

Zugleich spannend zu lesende und lehrreiche Abhandlung über das Böse in uns und unserer Gesellschaft.

Was ist das Böse? Wer ist böse? Warum brauchen wir das Böse? Der Kabarettist und Autor hat eine Antwort, die ein Türöffner für die schwierige Materie ist: Wir brauchen das Böse, weil wir im Bösen etwas erkennen, was wir in uns selbst nicht wahrnehmen wollen. Oder kürzer: Böse sind die anderen. Schroeder geht dahin, wo es wehtut: Putin und der Krieg, Männer und Gewalt, die Klimakleber, sexueller Missbrauch, Psychiatrie, Rechtsextreme und künstliche Intelligenz.

Und er geht wirklich dahin: So sucht er einen Sexualverbrecher im Knast auf, hört ihm zu, stellt Selbstverständlichkeiten wie z.B. die Sicherungsverwahrung in Frage. Oder er geht in ein Kriegsgebiet, wo er den Standortpfarrer und einen Scharfschützen befragt. Und wo Florian Schroeder war, hinterlässt er mehr Fragen als Antworten. Und so landet er folgerichtig beim Lob der Ambivalenz: auch das Böse ist nicht eindeutig. Und er führt zu den eigenen Abgründen, in deren Tiefen wir ungern blicken.

Eigentlich ein Universal-Instrument: Das kann man zur Predigtvorbereitung, als Veranstaltungsidee und als Buch für einen Lesekreis gebrauchen. Volker Dettmar

Schroeder, Florian: Unter Wahnsinnigen. Warum wir das Böse brauchen. Florian Schroeder. München: dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co.KG 2023. 298 S. ; 22 cm. ISBN 978-3-423-28373-1, geb.: 24,00 €

Verfehlungen und Verbrechen

"Verfehlungen und Verbrechen" von Ursula März.

True Crime Geschichten aus Prozessen an Berliner Gerichten.  

Die Autorin hat als Gerichtsreporterin seit den 90-Jahren Prozesse in Berliner Bezirken begleitet. Literarisch aufgearbeitet berichtet sie in ihren Geschichten von den Täter:innen und den Umständen, die zur Tat geführt haben (einige der Beiträge wurden bereits im Buch "Fast schon kriminell" veröffentlicht). Sie beschreibt nicht die spektakulären Fälle, die tagelang in der Presse sind, sondern fokussiert sich auf Geschichten, die mit einer erstaunlichen Alltäglichkeit daherkommen und beleuchtet den Menschen hinter dem Täter.

Ihre Beschreibung bleibt stets sachlich, ohne zu verurteilt aber auch ohne zu entschuldigen. Sie berichtet von Menschen, die mit ihrer eloquenten Art andere um ihr erspartes Geld gebracht haben, nur, um es an einem Roulette-Tisch wieder zu verspielen. Sie hinterfragt, wie es zu der Straftat kommen konnte, wie ein Mensch plötzlich zu Körperverletzung oder Mord fähig ist oder was einen Mann dazu treibt, eine Fensterscheibe mit Hilfe einer Nagelschere zu zerkratzen. 

Ein spannendes, manchmal auch anrührendes Buch über kriminelle Menschen und ihre Geschichten. Heike Nickel-Berg 

März, Ursula: Verfehlungen und Verbrechen. München: Piper 2023. 196 S. ; 21 cm. ISBN 978-3-492-07252-6, geb.: 22,00 €

Wer zur Hölle ist der Teufel? Die Faszination des Bösen in Bibel und Geschichte

"Wer zur Hölle ist der Teufel?" von Sebastian Huncke.

Über die Faszination des Bösen in Bibel und Geschichte, um die Erscheinungsformen und Eigenschaften des Teufels.

Der Ursprung ist, wie so oft, weiblich: Am Anfang stand eine Wüstendämonin. Diese Weiblichkeit wurde zu einer wesentlichen und verderbenbringenden Eigenschaft des Bösen; die Geschichte bis zu den Hexenverbrennungen ist fast vorgezeichnet. Den ersten Auftritt hat der Teufel, so denkt man schnell, in der Schöpfungsgeschichte der Bibel. Liest man aber genau, dann ist da nur von der klugen Schlange die Rede. Die Karriere des Teufels beginnt zuerst im Hofstaates Gottes: Im Buch Hiob tritt der Satan als Staatsanwalt des Himmels auf. Erst viel später wird er zum Versucher und Verführer. Oder anders: zuerst repräsentierte Gott sowohl Heil als auch Unheil, das Gute und das Böse in sich. Erst im Laufe der Jahrhunderte tritt dieses auseinander - besonders eindrücklich in der Offenbarung des Neuen Testaments, besonders bedrückend im Mittelalter, wo die mangelnde Unterscheidung zwischen Teufelsvorstellungen und Aberglaube den Menschen das Leben zur Hölle machte.

Insgesamt ein guter Überblick und ein guter Einstieg in die Thematik des Bösen. Volker Dettmar 

Huncke, Sebastian: Wer zur Hölle ist der Teufel? Die Faszination des Bösen in Bibel und Geschichte. Sebastian Huncke u. Simone Paganini. Ill. von Christian Wischnewski. Freiburg: Herder 2023. 171 S. : Ill. ; 20 cm. 
ISBN 978-3-451-03344-5, geb.: 16,00 €

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