CSD-Demonstration in Berlin für Vielfalt und Respekt

CSD in Berlin
dpa/Jörg Carstensen
Teilnehmerinnen halten Plakate mit der Aufschrift "Barbie who loves Barbie" und "Love who you are" beim 46. Berlin Pride zum Christopher Street Day (CSD).
Kirche mit Truck dabei
CSD-Demonstration in Berlin für Vielfalt und Respekt
Hunderttausende Menschen beteiligten sich an der Kundgebung "für Demokratie und Vielfalt". Auch die evangelische Kirche war mit einem Truck vertreten.

Mehrere Hunderttausend Menschen haben am Samstag in Berlin am 46. Christopher-Street-Day (CSD) teilgenommen. Die Kundgebung stand unter dem Motto "Nur gemeinsam stark - Für Demokratie und Vielfalt". Damit solle ein klares Zeichen für Demokratie und gegen das Erstarken der extremen Rechten gesetzt werden, erklärten die Veranstalter. Demnach wollten sich ursprünglich mehr als 70 bunt geschmückte Wagen verschiedener Initiativen und Unternehmen daran beteiligen. Auch die Evangelische Kirche in Berlin war mit einem Truck vertreten.

Bei der Abschlusskundgebung am Abend an der Siegessäule sollte auch Musiker Herbert Grönemeyer auftreten. Ein Polizeisprecher sprach am Nachmittag von einem friedlichen Verlauf. Am Potsdamer Platz soll eine Gruppe von knapp zwei Dutzend Neonazis versucht haben, zur CSD-Parade zu gelangen. Dies sei von der Polizei unterbunden worden. Insgesamt waren rund 1.200 Polizistinnen und Polizisten im Einsatz.

Eröffnet wurde der Berliner CSD am Mittag unter anderem von Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne). Sie forderte mit Blick auf zunehmende Gewalt gegen sexuelle Minderheiten mehr Solidarität mit den betroffenen Gruppen: "Wir stehen gemeinsam für Vielfalt und gegen jede Form von Ausgrenzung und Hass." Das im April vom Bundestag verabschiedete Gesetz über die Selbstbestimmung beim Geschlechtereintrag nannte Paus einen Meilenstein für die Menschenrechte von transgeschlechtlichen, intergeschlechtlichen- und nichtbinären Personen in Deutschland. Vor dem Start der Demonstration wurde am Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Homosexuellen an die Opfer erinnert.

Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) rief anlässlich des CSD zur Verteidigung von Vielfalt und Toleranz in der Gesellschaft auf. "Berlin ist und bleibt die Stadt der Freiheit und der Menschenrechte", erklärte Wegner: "Wir werden unsere Werte wie Vielfalt, Respekt und Toleranz verteidigen." Dabei verwies er darauf, dass in der queeren Community viele Menschen aktuell beunruhigt seien, "dass Berlins weltoffenes, tolerantes Klima in Gefahr ist".

Wegner sollte ursprünglich die Eröffnungsrede beim CSD halten. Nach Forderung der Veranstalter nach einer Bundesratsinitiative Berlins zur Aufnahme queerer Menschen ins Grundgesetz - unter anderem in Artikel 3 - lehnte er aber ab, mit der Begründung, dass er sich nicht unter Druck setzen lasse. Wegner nahm aber am CSD teil.

Der Christopher Street Day erinnert an einen Aufstand der Homosexuellen-Community im New Yorker Stadtteil Greenwich Village im Umfeld der Bar Stonewall Inn in der Christopher Street, der am 28. Juni 1969 begann. Auslöser waren wiederholte Polizeikontrollen, Übergriffe und anhaltende Diskriminierung.