Migrationsforscher: Grenzschließungen können kontraproduktiv sein

Migrationsforscher: Grenzschließungen können kontraproduktiv sein
25.07.2024
epd
epd-Gespräch: Franziska Hein

Frankfurt a.M. (epd). Grenzschließungen helfen laut dem niederländischen Migrationsexperten Hein de Haas nicht bei der Reduzierung von Migration. „Die Schließung der Grenzen führt zu unerwarteten Effekten und kann völlig kontraproduktiv sein“, sagte der Leiter des International Migration Institute in Oxford dem Evangelischen Pressedienst (epd). Wenn man die Grenzen schließe, bedeute das oft, dass die Migration „in den Untergrund“ gehe. „Je schwieriger man die Einreise macht, desto mehr Migranten neigen dazu, zu bleiben.“

Freie Migrationsbewegungen seien stark zirkulär und fließend. „Beschränkungen frieren die Migration oft ein und drängen Migranten in dauerhafte Niederlassungen“, sagte der Autor des Buchs „Migration - 22 populäre Mythen und was hinter ihnen steckt“. Für Migranten, die sich illegal in einem Land aufhielten, bestehe sogar noch weniger Anreiz, in ihre Herkunftsländer zurückzukehren. Dies sei zum Beispiel bei den Gastarbeitern, die aus der Türkei und anderen Ländern nach Deutschland kamen geschehen. In den 1970er und 1980er Jahren, als die Einreise erschwert wurde, seien die Menschen nicht zurückgekehrt, sondern geblieben und hätten ihre Familien nachgeholt.

Das größte Missverständnis in Bezug auf die Migration sei, dass man sie kontrollieren könne „wie einen Wasserhahn, den man auf- und zudreht“. Migration werde weitgehend von sozialen und wirtschaftlichen Prozessen bestimmt. Es sei daher von entscheidender Bedeutung, die Auswirkungen von Beschränkungen sowohl auf die Zuwanderung als auch auf die Rückwanderung zu verstehen, erläuterte de Haas. So sollte beispielsweise der Brexit die Migration stoppen, aber habe viele Osteuropäer erst dazu gebracht, sich dauerhaft in Großbritannien niederzulassen, weil diese Angst gehabt hätten, zurückzugehen und dann nicht wieder einreisen zu dürfen.