Wiesbaden, Berlin (epd). Im vergangenen Jahr haben rund 33.600 Menschen erstmals nach ihrer Reform die neue Pflegeausbildung abgeschlossen. Nahezu alle entschieden sich für einen generalistischen Abschluss, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte. Nur 300 Auszubildende spezialisierten sich im letzten Jahr ihrer Ausbildung auf die Gesundheits- und Kinderkrankenpflege, lediglich 100 auf die Altenpflege.
Dies zeige die Attraktivität des generalistischen Abschlusses gegenüber den Sonderabschlüssen, sagte die Präsidentin des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe (DBfK), Vera Lux, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Für qualifiziertes Personal in der Langzeitpflege sei kein separater Abschluss nötig. Das Pflegefachpersonal sei mit dem generalisierten Abschluss für den Einsatz in allen Settings qualifiziert. Entscheidend seien jetzt gute Praxisanleitungen in den Einrichtungen, um die Einsatzorte attraktiv zu machen und die jungen Pflegefachpersonen auf ihre Spezialisierung vorzubereiten.
Der Pflegewissenschaftler Sascha Köpke, der das Institut für Pflegewissenschaft an der Universität zu Köln leitet, teilt die Haltung. Zwar seien die Zahl der Absolventen mit Spezialisierung zur Altenpflege „beeindruckend niedrig“. „Da hätte man sich andere Zahlen gewünscht“, sagte er dem epd. Dennoch stelle dies die generalistische Ausbildung nicht infrage. „Denn auch generalisiert Ausgebildete können in der Altenpflege tätig sein“, sagte der Professor für Klinische Pflege.
Der Arbeitgeberverband Pflege (AGVP) hob hervor, dass der Pflegeberuf mittlerweile eine „Top-Ausbildungsvergütung, überdurchschnittliche Gehälter und eine Job-Garantie“ biete. Aber auch dies könne die Altenpflege nicht aus ihrem „Demografie-Dilemma“ befreien, erklärte AGVP-Präsident Thomas Greiner. Künftig müssten mehr Menschen gepflegt werden, Pflegefachpersonal scheide jedoch altersbedingt aus dem Beruf aus. Die nachkommenden Ausbildungs-Jahrgänge könnten diese Lücke nicht füllen.
Laut Statistischem Bundesamt absolvierten über alle Jahrgänge hinweg zum Jahresende 2023 rund 146.900 Personen eine Ausbildung zur Pflegekraft, 75 Prozent davon Frauen. Allein im Jahrgang 2023 begannen 54.400 Personen die Ausbildung. „Der bisherige Höchstwert von 56.300 Neuverträgen aus dem Jahr 2021 konnte allerdings nicht erreicht werden“, hieß es.
Kernpunkt der 2017 auf den Weg gebrachten Ausbildungsreform ist eine Zusammenführung aller Pflegeberufe sowie eine Ausbildungsvergütung. Der erste Jahrgang startete 2020. Die Ausbildung dauert drei Jahre, im letzten Ausbildungsjahr können sich die angehenden Pflegefachkräfte spezialisieren.