HIV-Expertin: Mehr Therapien für Infizierte in ärmeren Ländern nötig

HIV-Expertin: Mehr Therapien für Infizierte in ärmeren Ländern nötig
22.07.2024
epd
epd-Gespräch: Jan Dirk Herbermann

Genf (epd). Zum Auftakt der Welt-Aids-Konferenz in München fordert „Ärzte ohne Grenzen“ eine bessere medizinische Versorgung von Infizierten in armen Ländern. Anders als in reichen Ländern wie Deutschland hätten zum Beispiel Menschen im südlichen Afrika häufig keinen ausreichenden Zugang zu antiretroviralen Medikamenten, sagte die Expertin für globale Gesundheit von „Ärzte ohne Grenzen“, Jasmin Behrends, dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Eine lebensverlängernde Behandlung darf kein Luxus nur für die Menschen in reichen Ländern sein“, sagte sie vor Beginn der Konferenz am Montag.

Nur wenn sich alle Menschen gegen eine HIV-Infektion schützen könnten und Infizierte eine Behandlung erhielten, könne das Ziel der Vereinten Nationen, die Aids-Epidemie bis 2030 zu besiegen, erreicht werden, betonte Behrends. „Solange sich weiter Menschen mit dem Virus infizieren, werden wir die Epidemie nicht beenden.“

Behrends betonte jedoch auch, dass Stigmatisierung und Diskriminierung von HIV-infizierte Menschen in afrikanischen Ländern eine große Rolle spielten. „Das erschwert die Eindämmung der Krankheit deutlich“, hielt die Fachfrau fest. Infizierte Menschen versuchten oft zu verbergen, dass sie Medikamente einnehmen.

Ebenso erreichten neue Mittel zur Prävention einer Infektion, die beispielsweise durch Spritzen verabreicht werden, nicht die Menschen in ärmeren Ländern. Zudem behindere die schwache Infrastruktur etwa in ländlichen Gebieten Afrikas eine flächendeckende Behandlung. Die Menschen müssten oft sehr lange Wege zu Gesundheitseinrichtungen auf sich nehmen.

Sie wies darauf hin, dass „Ärzte ohne Grenzen“ rund 45.000 Menschen in 16 Ländern wie Guinea, der Demokratischen Republik Kongo oder der Zentralafrikanischen Republik behandelt. „Der Schwerpunkt unserer Arbeit liegt in Ländern, in denen Menschen durch Kriege, Epidemien oder Naturkatastrophen in Not geraten sind“, erläuterte sie.

Die Expertin verlangte mit Blick auf die fünftägige Konferenz in München, dass allen interessierten Menschen die Teilnahme ermöglicht werden sollte. „Der wichtige Austausch zwischen den Fachleuten muss für alle offen sein“, sagt sie. Die Deutsche Aids-Hilfe hatte eine schleppende Bearbeitung von Visa-Anträgen in deutschen Botschaften beklagt. Dadurch sei die Teilnahme von Menschen aus Ländern des Globalen Südens an der Konferenz gefährdet.