Oldenburg, Borkum (epd). Der niederländische Konzern One-Dyas darf seine geplante Gasförderplattform vor der Nordseeinsel Borkum per Seekabel mit Strom versorgen. Eine entsprechende Genehmigung für die Verlegung des Kabels hat der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) in Oldenburg eigenen Angaben zufolge am Freitag mit sofortiger Wirkung erteilt. Zur Stromversorgung der Plattform soll ein Seekabel vom Offshore-Windpark Riffgat zur Plattform verlegt werden.
Im Zusammenhang mit dem Bau des Seekabels warnen Umweltschützer vor einer Zerstörung der empfindlichen Steinriffe in dem Gebiet. Dazu teilte das dem Umweltministerium unterstellte NLWKN mit, der Landesbetrieb habe dem Konzern mit Blick auf die Beeinträchtigungen die naturschutzrechtliche Befreiung nach dem Bundesnaturschutzgesetz erteilt. Das Ministerium ergänzte, damit verbunden sei die Auflage, dass ein deutlich erhöhter ökologischer Ausgleich in Form von Ersatzzahlungen für die Beeinträchtigung der Biotope durch das Unternehmen zu erfolgen habe.
Umweltschützer protestierten gegen die Entscheidungen. „Die Landesregierung Niedersachsen lässt zugunsten fossiler Gasbohrungen des niederländischen Konzerns One-Dyas vor Borkum die Zerstörung geschützter Riffe zu“, heißt es in einer am Freitag in Berlin veröffentlichten Erklärung.
Gegen den Bau des Seekabels hatten zuvor die Deutsche Umwelthilfe (DUH), der BUND Niedersachsen und die Bürgerinitiative Saubere Luft Ostfriesland Widerspruch eingelegt. Sie befürchten, dass durch den Bau des Kabels geschützte Riffe dauerhaft zerstört werden. Der Widerspruch hatte die Arbeiten bisher gestoppt. „Wir werden weiter alle rechtlichen Mittel ausschöpfen, um dieses unnötige Projekt zu stoppen“, kündigte DUH-Fachreferent Constantin Zerger an.
In einem am Montag bekannt gewordenen Schreiben von One-Dyas droht der Konzern der Landesregierung Niedersachsen mit Klage und Schadensersatzforderungen, falls das Land die geplante Gasbohrung vor Borkum nicht zügig genehmigt. „Die Landesregierung ist vor dem fossilen Konzern eingeknickt“, erklärte am Freitag die Landesvorsitzende des BUND in Niedersachsen, Susanne Gerstner. „Für die Nordsee und das Wattenmeer ist das eine Katastrophe, die wir nicht hinnehmen können.“
Um den Bau der Plattform wird schon seit längerem gestritten. Der vorgesehene Standort befindet sich rund 500 Meter hinter der deutschen Grenze auf niederländischem Gebiet zwischen den Inseln Schiermonnikoog und Borkum. In unmittelbarer Nähe liegt das Unesco-Weltnaturerbe Wattenmeer. Die Bohrungen sollen auf niederländischem Gebiet erfolgen und unter dem Meeresboden horizontal auf deutsches Territorium weitergeführt werden.