Berlin, Caracas (epd). Mit Beginn des offiziellen Wahlkampfes in Venezuela haben die Repressionen gegen die Opposition wieder zugenommen. Innerhalb von zehn Tagen wurden mindestens 71 Menschen vorläufig festgenommen, die die Opposition unterstützt haben, wie die Nichtregierungsorganisation „Laboratorio de Paz“ am Montag (Ortszeit) mitteilte. Darunter seien aktive Unterstützer gewesen, aber auch Menschen, die an Wahlkampfveranstaltungen teilgenommen hätten.
Am 28. Juli soll in Venezuela ein neuer Präsident gewählt werden. In allen Umfragen führt das Oppositionsbündnis mit dem Kandidaten Edmundo González Urrutia. Der sozialistische Staatschef Nicolás Maduro strebt eine dritte Amtszeit an. Die Regierungspartei PSUV ist seit 1999 an der Macht.
In elf Fällen wurden laut „Laboratorio de Paz“ Straßen blockiert, um Menschen an der Teilnahme von Oppositionsveranstaltungen zu hindern. Bei Motorradkorsos der Opposition seien Motorräder beschlagnahmt worden. In mehreren Fällen seien Restaurants und Unterkünfte geschlossen worden, in denen sich unter anderem die Spitzenkandidaten der Opposition nach den Wahlkampfveranstaltungen aufhielten. Außerdem wurden Webseiten blockiert, die sich der Überprüfung von Falschmeldungen widmeten.
Obwohl Maduro freie Wahlen versprochen hatte, wurden mehrere Oppositionskandidaten ausgeschlossen, darunter die aussichtsreiche Oppositionsführerin María Corina Machado. Für sie tritt der ehemalige Botschafter González Urrutia an.
Auch die Sorge vor Wahlbetrug ist groß, vor allem, nachdem Venezuela eine Einladung an die EU für eine umfangreiche Wahlbeobachtermission zurückgezogen hatte. Die sozialistische Regierung verwies auch die Vereinten Nationen des Landes. Nur ein Bruchteil der im Ausland lebenden und meist regierungskritischen Venezolaner konnte sich für die Wahlen registrieren. Mehr als sieben Millionen Venezolaner sind wegen der schwierigen wirtschaftlichen und politischen Krise geflüchtet.