Mehr als 1.000 Israelis verweigerten Armeedienst

Die Separationsmauer in Bethlehem
epd-bild / Andy Meyers
Die Seperationsmauer in Bethlehem trennt die Stadt weiträumig von Jerusalem. Sie ist als israelisches Bollwerk gegen den Terrorismus gedacht und brachte Israel viel Kritik ein.
Nein zur Armee
Mehr als 1.000 Israelis verweigerten Armeedienst
Mehr als 1.000 Israelis haben nach Angaben des israelischen Netzwerks New Profile im vergangenen Jahr die Einberufung in die Armee verweigert. "Seit dem Beginn des Krieges in Gaza sind es noch mehr", sagte eine Mitarbeiterin des Netzwerks, die ihren Namen nicht veröffentlichen möchte, dem Evangelischen Pressedienst (epd).

New Profile ist nach eigenen Angaben eine 1998 gegründete feministische Bewegung in Israel, die sich gegen die Militarisierung des Landes und für eine friedliche und gerechte Gesellschaft einsetzt. Sie sammelt Informationen, betreibt Bildungsarbeit und berät Kriegsdienstverweigerer. "Jeder, der die tapfere Entscheidung trifft, sich dem Einberufungsbescheid zu widersetzen oder den Militärdienst abzubrechen, ist unabhängig von der politischen Meinung für uns ein Verweigerer aus Gewissensgründen", betonte die Mitarbeiterin.

In Israel gebe es kein Recht auf Kriegsdienstverweigerung, erläuterte die Aktivistin, die selbst aufgrund ihrer Verweigerung mit 18 Jahren viereinhalb Monate im Gefängnis saß. Zwar gebe es die Möglichkeit, sich als Pazifist einer Gewissensprüfung vor einem Komitee zu unterziehen, aber diese könne nur sehr schwer bestanden werden.

 

Daneben könnten Einberufene aufgrund mangelnder Gesundheit oder wegen Unverträglichkeit mit der Armee freigestellt werden. Sonst würden Verweigerer zu mehrwöchigen oder mehrmonatigen Haftstrafen verurteilt. In der Öffentlichkeit werde Verweigerern vorgeworfen, "Verräter" zu sein und sich nicht für die Gesellschaft einzusetzen. Bestimmte Gruppen seien vom Militärdienst ausgenommen, wie Schwangere, Mütter und religiöse Juden.

Seit Beginn des Krieges in Gaza seien 350.000 Reservisten in die Armee einberufen worden, sagte die Aktivistin. Die Gesellschaft werde auf vielerlei Weise militarisiert: Im Radio, in Liedern, in der Kunst, an Schulen, durch Anzeigen oder Denkmäler. Angst und Trauer vieler Menschen spielten der nationalistischen Politik der Regierung in die Hände. In den ersten Monaten nach Kriegsbeginn hätten rechtsextreme Gruppen Menschen bedroht, die sich in Social Media gegen den Krieg ausgesprochen hatten. Dennoch sprächen viele Israelis, die nicht am Krieg teilnehmen wollten, New Profile an. Das Netzwerk informiere über die Rechtslage und gewähre mentale Unterstützung.