Köln (epd). Die steigenden Eigenanteile in der Pflege überfordern nach Darstellung der Diakonie viele Pflegebedürftige. Sozialvorständin Maria Loheide sagte im Deutschlandfunk nach Angaben vom Donnerstag, durch hohe Eigenanteile seien mehr Menschen in Pflegeeinrichtungen angewiesen auf Hilfe zur Pflege. „Das belastet zum einen die Kommunen und zum anderen ist es für viele alte Menschen undenkbar, jetzt im hohen Alter, wenn sie pflegebedürftig sind, nochmal in die Sozialhilfe zu fallen.“
Loheide rechnet mit weiter steigenden Eigenanteilen. Es werde schwierig sein für Menschen, sich überhaupt noch einen Pflegeplatz leisten zu können. Das Problem werde dann voraussichtlich auf die Familien zurückfallen, „die jetzt schon zum großen Teil Pflegeaufgaben übernehmen, die aber auch zunehmend überlastet sind“.
Pflegeplätze in Heimen sind in den vergangenen zwölf Monaten deutlich teurer geworden. Ein stationärer Platz zum Stichtag 1. Juli 2024 kostet im ersten Aufenthaltsjahr im Schnitt 2.871 Euro an Eigenanteilen, wie aus einer am Mittwoch in Berlin vorgestellten Auswertung des Verbands der Ersatzkassen (vdek) hervorgeht. Das seien 211 Euro mehr als ein Jahr zuvor.
Loheide sagte, bereits jetzt stiegen Angehörige und andere nahestehende Menschen aus Arbeit aus, weil sie sich um Pflegebedürftige kümmern. „Diese Spirale wird sich weiter drehen. Das können wir uns angesichts des ganzen Fach- und Arbeitskräftemangels überhaupt gar nicht leisten“, unterstrich die Diakonie-Vorständin.
Sie sprach sich für eine Pflegereform aus. Bislang würden beispielsweise die Ausbildung von Pflegekräften oder die Rentenbeiträge für pflegende Angehörige aus der Pflegeversicherung finanziert. Beides müsste aber aus Steuermitteln finanziert werden. Die Pflegebedürftigen sollten einen fest kalkulierbaren Eigenanteil zahlen, aber nicht mehr das Risiko der Steigerung tragen.