Frankfurt a.M. (epd). Das Schiff „Humanity 1“ hat im Mittelmeer 291 Menschen aus Seenot gerettet. Die Schutzsuchenden seien am Freitag in drei Einsätzen an Bord genommen worden, teilte die Organisation SOS Humanity mit, die das Schiff betreibt. Die italienischen Behörden hätten der Besatzung trotz der großen Zahl von Geretteten den weit entfernten Hafen von Bari zugewiesen. Die unnötig lange Überfahrt von über 1.100 Kilometern und vier Tagen gefährde das Wohlergehen der Menschen auf dem Schiff, kritisierte die Organisation.
Demnach entdeckte die Crew am Freitagmorgen vor der libyschen Küste ein manövrierunfähiges und überbesetztes Schlauchboot mit 111 Menschen, von denen niemand eine Rettungsweste trug. Während diese an Bord genommen wurden, habe das Aufklärungsflugzeug „Seabird“ der Rettungsorganisation Sea-Watch der „Humanity 1“-Besatzung einen weiteren Notfall gemeldet. 102 Geflüchtete wurden daraufhin aus einem Schlauchboot gerettet. Kurze Zeit später habe die Besatzung ein weiteres Schlauchboot mit 78 Menschen darin entdeckt, in das bereits Wasser eingelaufen sei.
Über 100 der Geretteten sind laut SOS Humanity minderjährig, darunter auch Babys und Kleinkinder. Die meisten Minderjährigen seien ohne Begleitung eines Erwachsenen unterwegs. Auch schwangere Frauen befinden sich demnach auf der „Humanity 1“.
Das Mittelmeer gehört zu den gefährlichsten Fluchtrouten weltweit. Es gibt keine staatlich organisierte Seenotrettung, lediglich private Initiativen halten nach Notfällen Ausschau. Die italienische Regierung weist den Rettungsschiffen regelmäßig weit entfernte Häfen zu. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind in diesem Jahr bislang mindestens 1.056 Menschen bei der Überquerung des Mittelmeers gestorben oder werden vermisst. Die Dunkelziffer liegt vermutlich deutlich höher.