Berlin (epd). Die liberale Berliner Ibn-Rushd-Goethe-Moschee verzichtet in diesem Jahr auf das Hissen einer Regenbogenflagge zum „Pride Month“ der queeren Community in der Hauptstadt. Grund seien eine aggressive Stimmung und Angst, sagte Moscheegründerin und Frauenrechtlerin Seyran Ates dem Berliner „Tagesspiegel“ (Donnerstag).
Dies sei „ein Stück weit Einknicken vor den Radikalen. Aber der Hass auf uns ist groß“, berichtete die Anwältin: „Insbesondere, weil wir uns nach dem 7. Oktober, dem brutalen und bestialischen Angriff der Hamas, solidarisch mit Israel erklärt haben.“ Seitdem gebe es viele Drohungen.
Die 2017 eröffnete Ibn-Rushd-Goethe-Moschee ist seit Oktober vergangenen Jahres geschlossen. Freitagsgebete sowie Beratungen und Eheschließungen für queere Muslime fänden nach Anmeldung und unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen aber statt, sagte Ates weiter. Mitglieder der Moschee würden sich auch am interreligiösen Gottesdienst in der evangelischen Marienkirche am Vorabend des diesjährigen Christopher-Street-Days beteiligen.
Ates zufolge ist die Queerfeindlichkeit, also die Ablehnung sexueller Minderheiten, unter Muslimen gestiegen. „Mit der Zuwanderung, die wir seit 2015 haben, gibt es eine Steigerung der Gewaltbereitschaft gegenüber queeren Menschen.“ Dabei verwies sie besonders auf die Gruppe der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge, die größtenteils männlich seien, „Es gibt eine zugewanderte Aggression aus der muslimischen Community. Das wird verharmlost und von der Politik geleugnet“, sagte Ates.