Gericht in Kambodscha verurteilt Umweltschützer zu Haftstrafen

Gericht in Kambodscha verurteilt Umweltschützer zu Haftstrafen

Frankfurt a.M., Phnom Penh (epd). In Kambodscha hat ein Gericht zehn Umweltschützerinnen und Umweltschützer zu Haftstrafen wegen Verschwörung verurteilt. Drei von ihnen, darunter der spanische Aktivist und Mitbegründer der Organisation „Mutter Natur“, Alejandro Gonzalez-Davidson, seien am Dienstag zudem wegen Beleidigung des Königs für schuldig befunden worden, berichtete das Nachrichtenportal „Cambojanews“. Sie erhielten demnach eine Gefängnisstrafe von acht Jahren, die anderen von sechs Jahren. Die drei wegen Beleidigung des Königs Verurteilten bekamen demnach zudem eine Geldstrafe von umgerechnet rund 2.300 Euro.

Das Urteil erfolgte laut dem Bericht in Abwesenheit. Zwei Aktivistinnen und zwei Aktivisten seien direkt danach vor dem Gericht in der Hauptstadt Phnom Penh verhaftet worden. Die Initiative „Mutter Natur Kambodscha“ erhielt 2023 den Alternativen Nobelpreis.

Amnesty International kritisierte die Verurteilung scharf. Sie sei ein weiterer vernichtender Schlag gegen die kambodschanische Zivilgesellschaft, erklärte Montse Ferrer von der Menschenrechtsorganisation: „'Mutter Natur Kambodscha' ist eine anerkannte Aktivistengruppe, die die Aufmerksamkeit auf die Umweltzerstörung als Folge lang anhaltender Korruption im Land lenkt.“ Statt auf die jungen Naturschützer zu hören, sperre die Regierung sie ein. Dies zeige einmal mehr, dass die Regierung keinerlei abweichende Meinung erlaube.

Der Prozess gegen die Umweltschützerinnen und Umweltschützer begann Amnesty zufolge Ende Mai. Anfang Juni weigerten sich demnach einige von ihnen, den Gerichtssaal zu betreten, weil Medienvertretern und Unterstützern der Einlass verwehrt worden war. Das Verfahren wurde daraufhin in Abwesenheit der Angeklagten fortgeführt. Mehrere von ihnen waren bereits in der Vergangenheit für ihren friedlichen Einsatz im Gefängnis.

In Kambodscha herrscht seit Jahrzehnten eine autoritäre Regierung. Zunächst regierte Ministerpräsident Hun Sen knapp 40 Jahre lang zunehmend brutal, ließ Oppositionsparteien verbieten und verfolgte Kritiker und Kritikerinnen. Im August 2023 folgte ihm sein Sohn Hun Manet im Amt.