Sommerfeld (epd). Die Pflegeversicherung steht vor großen finanziellen Problemen. Dem stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden des GKV-Spitzenverbandes, Gernot Kiefer, zufolge wird sie in diesem Jahr mit einem Defizit von rund 1,5 Milliarden Euro und Ende 2025 mit 3,4 Milliarden Euro Defizit abschließen. Kiefer sagte am Mittwoch in Sommerfeld bei Berlin, deshalb sei für Anfang kommenden Jahres mit Beitragserhöhungen von mindestens 0,2 Prozentpunkten zu rechnen.
„Das System wackelt“, warnte Kiefer. Der GKV-Spitzenverband fordert eine grundlegende Finanzreform. Sie sei von der Ampel-Koalition nicht mehr zu erwarten, sagte er, müsse aber spätestens in der nächsten Legislaturperiode kommen. Der Bundestag wird turnusgemäß ab dem Spätsommer 2025 neu gewählt.
Bund, Länder und die Beitragszahler müssten die Pflege in Zukunft gemeinsam finanzieren, forderte Kiefer. Heute trügen die Beitragszahler und die Pflegebedürftigen zu hohe Lasten, etwa für die zusätzlichen Milliarden-Ausgaben in der Corona-Pandemie, die Rentenbeiträge für pflegende Angehörige und die Investitionskosten der Pflegeheime.
Gegenwärtig beträgt der Beitrag zur Pflegeversicherung 3,4 Prozent des Bruttoeinkommens und für Kinderlose 4 Prozent. Er wird je zur Hälfte von Beschäftigten und Arbeitgebern bezahlt. Das Jahr 2023 hatte die Pflegeversicherung noch mit einem Plus von knapp 1,78 Milliarden Euro abgeschlossen. Die Ausgaben betrugen 59,23 Milliarden Euro, die Einnahmen 61,01 Milliarden Euro.
Die gesetzliche Pflegeversicherung rechnet für das laufende Jahr mit einer Zunahme der Zahl der Pflegebedürftigen um 340.000. Ende 2023 waren 5,24 Millionen Menschen pflegebedürftig. Zwischen 2017, als die Leistungen für Demenzkranke eingeführt wurden, und 2023 stieg die Zahl jährlich im Durchschnitt um 320.000 Menschen. Die größten Steigerungen gebe es im ambulanten Sektor, sagte Kiefer. Vor allem dort müssten die Versorgungsangebote ausgebaut werden.