Frankfurt a.M. (epd). Zwei Jahre nach der tödlichen Gewalt gegen Flüchtlinge an der Grenze der spanischen Exklave Melilla dringen Menschenrechtler auf Aufarbeitung. Die Behörden Spaniens und Marokkos müssten zur Rechenschaft gezogen werden, erklärte die Organisation „Border Forensics“ am Dienstag zur Veröffentlichung einer Untersuchung. Am 24. Juni 2022 waren an einem Grenzposten der auf marokkanischem Staatsgebiet liegenden Exklave mindestens 23 Flüchtlinge und Migranten ums Leben gekommen. Sie hatten versucht, spanisches Territorium zu erreichen.
In ihrer Analyse erheben die Menschenrechtsexperten schwere Vorwürfe gegen die marokkanischen und spanischen Behörden. Im Innenhof des Grenzpostens seien die Menschen von den Sicherheitskräften beider Länder unter anderem mit Tränengas beschossen worden. Den Sicherheitskräften Marokkos werfen die Fachleute zudem vor, die Flüchtlinge und Migranten über den Zeitraum von drei Stunden „systematisch“ geschlagen zu haben. Diese Gewalt sei für die Mehrzahl der Toten verantwortlich. Die spanischen Sicherheitskräfte hätten das brutale Vorgehen gegen die Menschen in dem von Marokko kontrollierten Innenhof gesehen.
Dem Bericht zufolge gehen die Behörden des nordafrikanischen Landes von 23 Toten aus. Laut der marokkanischen Menschenrechtsorganisation AMDH hingegen seien mindestens 27 Menschen ums Leben gekommen. Mehr als 70 Personen gelten demnach als vermisst. Die spanische Exklave Melilla liegt auf nordafrikanischem Boden, umgeben von Marokko. Immer wieder versuchen Flüchtlinge und Migranten, die Grenze zwischen den Territorien zu überwinden. Die Gewalt vor zwei Jahren war international scharf kritisiert worden.
Für den Bericht hat „Border Forensics“ Interviews mit Überlebenden geführt sowie Bilder und offizielle Dokumente ausgewertet. Der Report wurde unter anderem von Pro Asyl, der Robert Bosch Stiftung und der Linken-nahen Rosa-Luxemburg-Stiftung finanziert. „Border Forensics“ dokumentiert und untersucht Gewalt gegen Flüchtlinge an Grenzen.