Wirtschaftsforscher: Es werden mehr neue Wohnungen gebraucht

Wirtschaftsforscher: Es werden mehr neue Wohnungen gebraucht

Köln (epd). Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Köln geht für die kommenden Jahre von einem höheren Wohnungsbedarf aus als bisher kalkuliert. „Dies beruht auf der stärkeren demografischen Entwicklung durch die Zuwanderung der vergangenen und kommenden Jahre“, heißt es in einem IW-Gutachten im Auftrag der Deutschen Reihenhaus AG. Demnach liegt der Bedarf für den Zeitraum 2021 bis 2025 bei jährlich 372.600 neuen Wohnungen. Bisher hätten Schätzungen um 64.800 Wohnungen niedriger gelegen. Zunächst hatten die Zeitungen der Funke Mediengruppe (Freitag) über das Gutachten berichtet.

In den folgenden Fünfjahreszeiträumen sinke der Wohnungsbedarf zwar, er bleibe jedoch mindestens bis 2030 höher als die Bautätigkeit der vergangenen Jahre. „Im Verhältnis zum jährlichen Bedarf liegt die aktuelle Bautätigkeit (2021-2023) in Deutschland nur bei 79 Prozent“, schreiben die Studienautoren.

Deutschland erlebe seit den 2010er Jahren einen „kräftigen Anstieg der Nachfrage nach Wohnraum“. Dieser habe im Niedrigzinsumfeld und durch geringe Bautätigkeit zum Anstieg der Kaufpreise und Mieten geführt. Die Lage spitze sich seit 2022 zu. Das liege einerseits an dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und der damit verbundenen Zahl von Flüchtlingen, andererseits auch an dem Zinsniveau für Bauzinsen, welches die Finanzierungskosten erhöhe.

„Das Wohnungsbauproblem ist immens“, sagte Studienautor Michael Voigtländer den Funke-Zeitungen. Kommunen sollten zur Lösung mehr Bauland ausweisen und auch weniger Vorgaben mit Blick auf bei einem Neubau zu errichtende Stellplätze machen. Länder sollten wiederum über Entlastungen bei der Grunderwerbssteuer nachdenken. Gemeinsam mit dem Bund sollten die Länder zudem „deregulieren und vereinfachen“, forderte Voigtländer: „In jedem Koalitionsvertrag steht, man möchte einfacher und schneller bauen. Aber so richtig viel passiert, ist bislang nicht.“

Für ihr Wohnungsbedarfsmodell gehen die Autoren von einem Wachstum der Bevölkerung in Deutschland von etwa 84,4 Millionen Menschen im 2022 auf etwa 86,3 Millionen im Jahr 2040 aus. Davon ausgehend haben sie die Wohnunsgbedarfe nach Altersgruppen differenziert. Dabei gehen sie davon aus, dass der Pro-Kopf-Wohnflächenkonsum „weiter deutlich zunehmen“ wird.