Genf (epd). Der Weltkirchenrat hat die Verdienste des deutschen Theologen Jürgen Moltmann für die Ökumene gewürdigt. Er sei „ein großer Freund des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) und der ökumenischen Bewegung“ gewesen, erklärte am Mittwoch der Moderator des Weltkirchenrates und frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm: „Seine Theologie der Hoffnung hat sich weltweit in die Theologiegeschichte eingeschrieben.“
Der international renommierte protestantische Theologieprofessor Moltmann starb am 3. Juni im Alter von 98 Jahren in Tübingen. Als engagierter Ökumeniker war er von 1968 bis 1983 Mitglied der kirchenhistorisch bedeutenden Kommission für Glauben und Kirchenverfassung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) und nahm an vielen Tagungen, Konferenzen und Dialogen teil.
Der ÖRK-Generalsekretär, der südafrikanische Pfarrer Jerry Pillay, fügte hinzu: „Für meine Generation war Moltmanns Theologie eine Inspiration, und in Südafrika wurde seine Theologie eifrig gelesen, als wir voller Hoffnung gegen die Apartheid kämpften.“ Sein Werk bleibe ein Leitfaden und eine Ermutigung. Ioan Sauca von der Orthodoxen Kirche in Rumänien, von 2000 bis 2003 amtierender ÖRK-Generalsekretär, würdigte Moltmanns Beitrag für den Dialog mit der Orthodoxie.
Auch die Kirchenvolksbewegung „Wir sind Kirche“ äußerte ihre Betroffenheit über den Tod Moltmanns. Er habe sich bis ins sehr hohe Alter immer wieder zu Wort gemeldet, so Sprecher Christian Weisner am Mittwoch. Mit vielen Mitstreitern habe er immer wieder konkrete Schritte zur Einheit der christlichen Kirchen gefordert.
Die Trauerfeier für Moltmann soll am 14. Juni in der Tübinger Stiftskirche stattfinden. Im Anschluss werde Moltmann auf dem Tübinger Stadtfriedhof beigesetzt, teilte die Evangelische Landeskirche in Württemberg am Mittwoch in Stuttgart mit. Die Trauerfeier beginnt um 12 Uhr, die Beisetzung um 14 Uhr.
Moltmann lehrte von 1967 bis zu seiner Emeritierung 1994 Systematische Theologie und Sozialethik an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Seine 1964 erschienene „Theologie der Hoffnung“ gehört zu seinen einflussreichsten Werken und wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt. Er war mit der feministischen Theologin Elisabeth Moltmann-Wendel verheiratet, die 2016 starb.