Hungerstreikender Klimaaktivist vorübergehend im Krankenhaus

Hungerstreikender Klimaaktivist vorübergehend im Krankenhaus
Nach 89 Tagen im Hungerstreik im Berliner Regierungsviertel wurde ein Klimaaktivist am Montagabend wegen seines lebensbedrohlichen Zustandes ins Krankenhaus eingeliefert. Am Dienstag kehrte er in das Protestcamp zurück: Er will weiter hungern.

Berlin (epd). Der im Berliner Regierungsviertel hungerstreikende Klimaaktivist Wolfgang Metzeler-Kick ist nach einem Krankenhausaufenthalt zurück im Protestcamp. Der 49-Jährige verweigert seit inzwischen 89 Tagen die Nahrungsaufnahme und war am Montagabend wegen seines lebensbedrohlichen Zustandes in ein Bundeswehrkrankenhaus eingeliefert worden. Dort seien ihm zwei Elektrolyt-Infusionen verabreicht worden, teilte die Kampagne „Hungern bis ihr ehrlich seid“ am Dienstag mit. Im Anschluss sei er wieder entlassen worden und befinde sich seither erneut in dem Zeltcamp im Berliner Invalidenpark.

Sein Zustand sei soweit stabil, und er werde seinen Streik fortsetzen, bis Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) die neue, angepasste Forderung in einer Regierungserklärung ausspricht, hieß es von der Kampagne. In einem Instagram-Video sagte Metzeler-Kick am Dienstag: „Ich mache weiter und befinde mich nach wie vor im absoluten Hungerstreik.“

Am Montagvormittag hatte die Initiative vor Journalisten angekündigt, dass Metzeler-Kick und der 34-jährige Adrian Lack von Mittwoch an auch keine Flüssigkeiten mehr zu sich nehmen wollen und damit in einen sogenannten trockenen Hungerstreik eintreten. An dem Vorhaben habe sich trotz der vorübergehenden Krankenhauseinweisung nichts geändert, sagte eine Sprecherin der Kampagne am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Von Scholz fordern die Klimaaktivisten eine Regierungserklärung, in der er eingesteht, dass der Fortbestand der menschlichen Zivilisation durch die Klimakatastrophe extrem gefährdet sei, dass es kein CO2-Restbudget mehr gebe, weil bereits jetzt Hunderte Gigatonnen davon zu viel in der Luft seien, und dass deshalb jetzt radikal umgesteuert werden müsse.

Der Ingenieur Metzeler-Kick, der sich mit dieser Forderung bereits seit dem 7. März im Hungerstreik befindet, betonte, dass es sich um anerkannte wissenschaftliche Fakten handele. Er sei nicht bereit, die Regierung davonkommen zu lassen: „Entweder durch das Aussprechen oder durch meinen Tod.“

Die hungerstreikenden Klimaaktivisten leben seit Wochen in einem Zeltcamp im Berliner Invalidenpark neben dem Bundeswirtschaftsministerium. Betreut werden sie von einem medizinischen Team aus Ärztinnen und Krankenschwestern. Zwei Personen haben den Hungerstreik aus gesundheitlichen Gründen abgebrochen, aktuell verweigern noch vier Aktivisten die Nahrungsaufnahme.

Um bleibende Schäden zu verhindern, nehmen die Hungerstreikenden in der Regel täglich wenige Gramm Kohlenhydrate, Vitamine und Elektrolyte in Form von Säften und Brausetabletten zu sich. Um den Druck auf den Kanzler zu erhöhen, verweigern Wolfgang Metzeler-Kick und Adrian Lack seit Ende vergangener Woche auch die Einnahme dieser Zusätze. Von Mittwoch an wollen sie dann ganz mit dem Trinken aufhören.

Bundeskanzler Scholz hatte die Klimaaktivisten wiederholt aufgefordert, die Aktion zu beenden. Gewalt gegen sich selbst sei nicht gut für die Demokratie. Einen direkten Draht in das Kanzleramt gibt es nach Angaben der Aktivisten bislang nicht.