Bischof und Pfarrer legen Streit über Missbrauchsaufarbeitung bei

Bischof und Pfarrer legen Streit über Missbrauchsaufarbeitung bei

Wolfenbüttel, Hildesheim (epd). Der Hildesheimer katholische Bischof Heiner Wilmer rudert im Streit mit dem Wolfenbütteler Pfarrer Matthias Eggers über die Missbrauchsaufarbeitung im Bistum zurück. Er nehme seine Bitte an Pfarrer Eggers zurück, freiwillig auf sein Leitungsamt als Pfarrer zu verzichten, betonte der Bischof in einer am Samstagabend verbreiteten gemeinsamen Erklärung mit Eggers. Beide hätten in einem dreistündigen Gespräch „ehrlich und konstruktiv bestehende Differenzen angesprochen und Wege zur Deeskalation gesucht“.

Ihnen sei es ein „außerordentliches Anliegen, eine gemeinsame Lösung zum Wohle der gesamten kirchlichen Gemeinschaft zu finden“, heißt es in der von Wilmer und Eggers unterzeichneten Erklärung. Sie hätten ihre jeweiligen Positionen, Sorgen und Ziele offen ausgetauscht. „Es wurde deutlich, dass wir gemeinsame Ziele verfolgen, nämlich die Aufarbeitung von Fällen sexualisierter Gewalt konsequent voranzutreiben und das Vertrauen der Gemeinde in Wolfenbüttel in diese Arbeit wiederherzustellen.“

In dem bereits seit Monaten andauernden Konflikt ging es vor allem um die Rolle von Weihbischof Heinz-Günter Bongartz in einem Missbrauchsfall in der Wolfenbütteler Gemeinde. Eggers wirft Bongartz vor, den 2019 gestorbenen Pfarrer Georg M. als Ruhestandspastor ab 2009 in der Wolfenbütteler Gemeinde geduldet zu haben, obwohl Vorwürfe des vielfachen sexuellen Kindesmissbrauchs gegen diesen bekannt gewesen seien.

Bongartz habe als damaliger Personalchef die Verantwortung getragen. Die Gemeinde sei über die Vorwürfe gegen M. nicht informiert worden. Georg M. soll nach 2009 noch in mindestens zwei Fällen Kinder missbraucht haben. Wilmer hatte den Weihbischof demnächst zur Firmung von Jugendlichen und zur Visitation nach Wolfenbüttel schicken wollen. Eggers und die Gemeindegremien hatten das abgelehnt.

In einem Interview mit der „Hildesheimer Allgemeinen Zeitung“ vom 17. Mai hatte Pfarrer Eggers dem Bistum und Bischof Wilmer insgesamt mangelnden Aufklärungswillen in Missbrauchsfällen vorgeworfen. Das Bistum hatte die Vorwürfe zurückgewiesen. In einem Personalgespräch am 23. Mai hatte Wilmer Eggers aufgefordert, freiwillig vom Amt des Pfarrers zurückzutreten.

Wilmer und Eggers wollen am 9. Juni gemeinsam in Wolfenbüttel den Sonntagsgottesdienst feiern und sich im Anschluss mit den Gremien und Ministranten austauschen. In den kommenden Wochen werde es weitere Treffen geben, die von Arbeitsgruppen vorbereitet und von einer externen Person moderiert würden.