Argentinien: Hassrede gegen queere Menschen nimmt laut Aktivistin zu

Argentinien: Hassrede gegen queere Menschen nimmt laut Aktivistin zu
30.05.2024
epd
epd-Gespräch: Malte Seiwerth

Santiago, Buenos Aires (epd). In Argentinien sind sexuelle Minderheiten laut der Aktivistin Maria Olivier seit der Amtsübernahme des rechtslibertären Präsidenten Javier Milei mehr Hass ausgesetzt. „Die aktuelle Regierung hat uns um Jahrzehnte zurückgeworfen“, sagte die Sekretärin der Vereinigung „Comunidad Homosexual de la Argentina“ dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der seit vergangenem Dezember regierende Milei habe eine Stimmung mitgeprägt, „in der wir als Gemeinschaft einer konstanten Hassrede ausgesetzt sind“.

Schon vor Amtsantritt seien Mileis Reden „voller Hass gegen uns und alle Personen, die nicht so denken wie er“ gewesen, betonte die Aktivistin. Dann schaffte der neue Staatschef, der für seine ultraliberale Wirtschaftspolitik bekannt ist, zunächst das Ministerium für Frauen und Gendergerechtigkeit ab. Wenig später hob Milei per Dekret ein Gesetz auf, das eine Quote für die Beschäftigung von Transpersonen in öffentlichen Stellen vorschrieb.

Olivier zufolge war dieses Gesetz wichtig, „da Transpersonen aufgrund der immer noch herrschenden Ausgrenzung häufig in der Prostitution arbeiten müssen“. Milei habe mit seiner Politik zwei Jahrzehnte des politischen Fortschritts beendet, kritisierte die Aktivistin. Argentinien war etwa 2010 das erste lateinamerikanische Land, das die gleichgeschlechtliche Ehe einführte.

Zuletzt hatte in dem südamerikanischen Land ein Brandanschlag auf die Wohnung von zwei lesbischen Paaren für Entsetzen gesorgt. Bei dem Anschlag Anfang Mai in der Hauptstadt Buenos Aires starben drei der vier Frauen. Olivier kritisierte, dass die Regierung den Vorfall zuerst ignoriert und danach von einem „normalen“ Mordfall gesprochen habe. „Für uns war es anfangs sehr schwer klarzumachen, dass es sich hier um ein Hassverbrechen gegen uns handelt.“ Der bereits festgenommene mutmaßliche Täter habe schon im Dezember die Frauen bedroht und beschimpft.

Die „Comunidad Homosexual de la Argentina“ wurde 1984 gegründet. Die Vereinigung organisiert im ganzen Land Rechts- und Gesundheitsberatungen sowie Kampagnen.