Mexiko-Stadt, Port-au-Prince (epd). Im von politischen Krisen und Gewalt gezeichneten Haiti hat der Übergangsrat den Arzt Garry Conille zum neuen Premierminister gewählt. Conille löst Michel Patrick Boisvert ab, der Ende April nach dem Rücktritt von Ariel Henry zum Interimspremier ernannt worden war, wie die Regierung am Dienstag (Ortszeit) mitteilte.
Der 58-jährige Garry Conille, seit 2023 Unicef-Regionaldirektor für Lateinamerika und die Karibik, amtierte bereits von 2011 bis 2012 für kurze Zeit als Premierminister.
Der Übergangspräsidialrat ist seit einem Monat im Amt, doch die katastrophale humanitäre Lage im Karibikstaat hat sich nicht verbessert. Die Bandenangriffe auf die Bevölkerung und auf öffentliche Einrichtungen nehmen weiter an Intensität zu.
Seit Beginn der Eskalation Ende Februar hätten bewaffnete Banden in der Hauptstadt Port-au-Prince mehr als 30 Polizeistationen in Brand gesetzt, berichtete das Amt für Bevölkerungsschutz. Die Straßengangs sind dazu übergegangen, Polizeiposten und verlassene Gefängnisse mit schwerem Gerät zu zerstören.
Zurzeit errichtet die US-Regierung in Port-au-Prince die logistische Basis für die Ankunft einer von Kenia geführten multinationalen Polizeimission. Menschenrechtsorganisationen sehen einer weiteren internationalen Eingreiftruppe auf Haiti kritisch entgegen.
Haiti gilt als das ärmste Land der westlichen Hemisphäre. Es wurde in den vergangenen Jahren von Naturkatastrophen wie Erdbeben und Wirbelstürmen erschüttert. Der Übergangsrat hat die zentrale Aufgabe, die öffentliche Ordnung im Land wiederherzustellen und die ersten Wahlen in dem Karibikstaat seit 2016 zu organisieren.
