Hamburg, Darmstadt (epd). Leitende Geistliche der großen christlichen Kirchen haben zum 75-jährigen Bestehen des Grundgesetzes die Bedeutung des Verfassungswerks gewürdigt. Die Landesbischöfin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland, Kristina Kühnbaum-Schmidt, rief dazu auf, täglich für die Demokratie einzutreten. Das wäre das schönste Geschenk, das man dem Grundgesetz zum 75. Geburtstag schenken könnte, sagte sie laut einer Mitteilung der Nordkirche vom Dienstag.
Kühnbaum-Schmidt sagte, Forderungen von Bürgerrechtlern der ehemaligen DDR, aus dem Grundgesetz per Volksabstimmung eine Verfassung zu machen, wie es der Artikel 146 des Grundgesetzes vorsieht, seien überlegenswert. Eine solche gesamtdeutsche Abstimmung wäre ein deutliches Zeichen für die tatsächliche Einheit von Ost und West.
Der katholische Erzbischof von Hamburg, Stefan Heße, verglich das Grundgesetz mit einem Fußballspiel. Wie die Spielregeln auf dem Fußballplatz, so bestimme das Grundgesetz die Regeln des Zusammenlebens, schreibt Heße in einem Brief an die Katholikinnen und Katholiken im Erzbistum Hamburg, der laut Mitteilung des Erzbistums in diesen Tagen verschickt wird. Dazu gehörten Teamgeist, Rücksichtnahme auf die Anderen, Zusammenspiel, Zusammenhalt, Fairness und Respekt vor dem Gegner.
Der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Volker Jung, lobte die vom Grundgesetz vorgesehene Rolle der Kirchen. Zwar sei in der Verfassung die Trennung von Staat und Kirche verankert. „Zugleich wird darauf gesetzt, dass Kirchen und Religionsgemeinschaften mit dem Staat zusammenarbeiten“, erklärte Jung in Darmstadt. Diese Kooperation habe sich in den vergangenen 75 Jahren bewährt.