Lingen, Hannover (epd). Wegen der Anwesenheit russischer Experten in der atomaren Brennelementefabrik im niedersächsischen Lingen prüft das niedersächsische Umweltministerium aufsichtliche Maßnahmen gegen den Betreiber. Nach Abschluss der Prüfung werde entschieden, ob solche Maßnahmen notwendig seien, sagte Ministeriumssprecher Korbinian Deuchler am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Betreiber der Fabrik ist der französische Atomkonzern Framatome. Er will in Lingen künftig auch Brennelemente für Reaktoren sowjetischer beziehungsweise russischer Bauart fertigen und ist dafür eine Kooperation mit dem russischen Staatsunternehmen Rosatom eingegangen.
Obwohl das Landesumweltministerium als zuständige Behörde noch nicht über den Antrag auf Erweiterung der Fabrik entschieden hat, befinden sich seit mehreren Wochen russische Fachleute in Lingen. Sie sollen ihre deutschen Kollegen schulen und wohl auch schon neue Anlagenteile installieren. Nach Angaben von Framatome finden diese Arbeiten nicht in der Fabrik selbst, sondern auf einem benachbarten, vom Atomrecht nicht erfassten Grundstück statt.
Atomkraftgegner warnen vor möglicher Spionage und Sabotage durch die russischen Beschäftigten. Rosatom sei direkt dem Kreml unterstellt und am Krieg Russlands gegen die Ukraine unter anderem durch die Besetzung des Atomkraftwerks Saporischschja beteiligt. Mehrere Bürgerinitiativen fordern die Stilllegung der Brennelementefabrik, die ebenso wie die Urananreicherungsanlage im westfälischen Gronau vom deutschen Atomausstieg ausgenommen ist.