Berlin (epd). Zum Internationalen Tag der Pflegenden am Sonntag fordert das Deutsche Rote Kreuz (DRK), den Pflegeberuf durch verschiedene Reformen attraktiver zu machen. „Wir erleben einen Arbeitskräftemangel, der sich Jahr für Jahr zuspitzt“, sagte DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt am Freitag in Berlin. Diesem Problem könnten Politik und Arbeitgeber begegnen, wenn die Pflegeberufe fortentwickelt und damit auch für den Nachwuchs interessanter würden. Auch die Diakonie mahnte bei der Bundesregierung ein höheres Reformtempo an.
Der Tag der Pflegenden wird als internationaler Aktionstag jährlich am 12. Mai begangen. Er geht auf den Geburtstag der Britin Florence Nightingale (1820-1910) zurück, die als Pionierin der modernen Krankenpflege gilt.
DRK-Präsidentin Hasselfeldt verwies darauf, dass laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2049 in Deutschland mindestens 280.000 Pflegekräfte fehlen werden. „In einem Negativszenario könnte dann sogar fast jeder dritte Arbeitsplatz in der Pflege nicht mehr besetzt werden“, sagte Hasselfeldt. Man sehe aber schon jetzt, dass an einigen Orten die Versorgung pflegebedürftiger Menschen nicht mehr ausreichend gewährleistet werden könne.
Maria Loheide, Vorständin der Diakonie Deutschland, sagte, die Pflege müsse jetzt zukunftsfest gemacht werden: „Doch statt einer grundlegenden Pflegereform reagiert die Bundesregierung mit Stückwerk.“ Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, bräuchten die Pflegekräfte insgesamt bessere Rahmenbedingungen. „Dazu gehört, dass Pflegekräfte deutlich mehr Zeit für die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen bekommen und ihre Kompetenzen umfassend anerkannt werden“, so Loheide.
Bund und Länder hätten die Pflicht, genau hinzusehen und gezielte Lösungen zu finden, mahnte DRK-Präsidentin Hasselfeldt. Um das systematisch besser hinzubekommen, schlägt das Rote Kreuz eine bundesweite Erfassung von „weißen Flecken“ der Versorgung mit sozialen Angeboten vor. Eine Meldestelle könne dazu ein zentraler Baustein sein.
Um dem Arbeitskräftemangel entgegenzutreten, braucht es laut DRK vor allem politischen Willen. Unter anderem müsse das Ausbildungssystem bundesweit harmonisiert werden, vom Pflegebasiskurs über die berufliche Pflege bis hin zum Universitätsabschluss. Außerdem müssten die Befugnisse und Kompetenzen des Pflegefachpersonals jenseits von ärztlicher Aufsicht erweitert werden. „Und es braucht mehr Freiraum für die Kernaufgaben von Pflegefachpersonen, indem Bürokratie abgebaut wird“, forderte Hasselfeldt.
Das sieht auch die Gewerkschaft ver.di so: „Es ist höchste Zeit, dass Pflegefachpersonen das, was sie können, auch in der Praxis umfassend einsetzen dürfen“, sagte Vorstand Sylvia Bühler mit Blick auf das geplante Pflegekompetenzgesetz. Für die Versorgung sei es sinnvoll und für die Fachkräfte attraktiv, wenn sie die Tätigkeiten, für die sie ausgebildet wurden, eigenständig ausüben können.
Laut dem Katholischen Krankenhausverband Deutschland haben viele Pflegende mittlerweile die Hoffnung verloren, dass den zahlreichen Ankündigungen der Politik auch wirksame Taten folgten. Geschäftsführerin Bernadette Rümmelin sagte in Berlin: „Die Politik braucht mehr Tempo bei der seit Langem beschworenen Aufwertung des Pflegeberufs.“ Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) müsse Vertrauen zurückgewinnen und zügig seinen Entwurf für das Pflegekompetenzgesetz vorlegen.